Fürs Leben, nicht für den Moment: Warum Tiere keine Überraschung sein sollten

Tiere bereichern das Leben vieler Menschen auf so vielfältige Weise, dass die Idee, ein niedliches Haustier zu verschenken, oft als besondere Überraschung für nahestehende Personen erscheint. Auf den ersten Blick mag das herzerwärmend wirken, doch hinter dieser Geste verbirgt sich eine vielschichtige Verantwortung, die weit über den Moment des Schenkens hinausgeht. In den meisten Fällen wird dabei übersehen, dass das Leben mit einem Tier nicht nur Freude und Zuneigung, sondern auch Verpflichtungen, Kosten und lebenslange Fürsorge bedeutet.

Verantwortung statt Spontaneität: Die Realität hinter tierischen Geschenken

Ein Tier zu verschenken mag eine charmante Idee sein, doch es hat oft ernsthafte Konsequenzen – sowohl für die beschenkte Person, als auch für das Tier selbst. Vor allem zur Weihnachtszeit, an Geburtstagen und am Valentinstag landen Tiere als vermeintlich herzerwärmendes Geschenk in vielen Haushalten, die möglicherweise gar nicht auf die Verantwortung eines Haustiers vorbereitet sind. Diese Realität spiegelt sich in alarmierenden Zahlen wider: Laut einer Studie des Deutschen Tierschutzbundes steigt die Nachfrage nach Haustieren in Tierhandlungen und bei Züchter*innen besonders zur Weihnachtszeit und rund um Ostern [1]. Leider zeigt die Erfahrung, dass viele dieser Tiere nur wenige Wochen später in Tierheimen abgegeben werden, weil die neue Familie sich überfordert fühlt oder das Tier nicht in ihren Alltag passt. Es entsteht ein Kreislauf aus Erwartungen, Enttäuschungen und vernachlässigten Tieren, der vermeidbar wäre.

Ein Haustier ist weit mehr als ein lebendiges Kuscheltier und nicht nur eine Quelle für süße Momente. Die Realität bedeutet tägliche Pflege, Hygiene und finanzielle Ausgaben, die oft unterschätzt werden. Ein Hund braucht regelmäßige Spaziergänge bei jedem Wetter, eine Katze ein sauberes Umfeld und die Möglichkeit, ihrem natürlichen Jagd- und Spieltrieb nachzugehen. Auch Kleintiere wie Kaninchen oder Meerschweinchen benötigen Platz, Futter und Zuwendung sowie regelmäßige medizinische Versorgung. Diese Verpflichtungen können für viele Menschen schnell zur Belastung werden, besonders dann, wenn sie nicht ausreichend auf die Pflege eines Tieres vorbereitet sind. In diesen Fällen wird aus dem schönen Geschenk eine unerwartete Last.

Selbst wenn bereits der explizite Wunsch nach einem Tier besteht, gibt es noch viele Faktoren, die direkt in dem künftigen Zuhause bedacht und entschieden werden müssen. Neben dem konkreten Zeitpunkt der Anschaffung und der Vorbereitung dafür, ist die Rasse des Haustieres oft entscheidend. Egal, ob Hund, Katze oder Nagetier, das Wesen, die Familienfreundlichkeit, Bedürfnisse nach Zuneigung und körperlicher Aktivität unterscheiden sich je nach Rasse häufig stark. Um zu schauen, was zu den persönlichen Lebensumständen passt, sind viel Recherche und individuelle Überlegungen notwendig. Eine Aufgabe, die man nicht für andere übernehmen kann.

Leider werden diese Folgen häufig nicht bedacht. Tierheime erleben in den Wochen nach Weihnachten eine erschreckende Zunahme an Rückgaben, die oft bis zu 50 % mehr Tiere als üblich betrifft [2]. Dieses Schicksal trifft jedes Jahr zahlreiche verschenkte Tiere, die für den Moment der Überraschung in einem neuen Zuhause landen, doch meist nicht für lange. Nachdem die erste Freude abgeklungen ist, werden die Verpflichtungen, die mit einem Haustier einhergehen, immer spürbarer und viele Beschenkte sind überfordert. Zu oft landen die Tiere dann im Tierheim oder werden ausgesetzt.

Die emotionalen Folgen sind oft schwerwiegend: Viele Tiere leiden unter dem Fehlen einer Bezugspersonen und einem vertrauten, fürsorglichen Zuhause.

Ein Geschenk sollte Freude bringen und nicht zur Quelle von Tierleid werden. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die langfristigen Auswirkungen zu berücksichtigen, die ein Haustier mit sich bringt.

Ein Tier ist kein Gegenstand, der bei Nichtgefallen oder Überforderung einfach zurückgegeben oder gar ausgetauscht werden kann. Diese Entscheidung sollte daher niemals leichtfertig getroffen werden und immer die Bedürfnisse des Tieres und Lebensumstände innerhalb des potentiellen Zuhauses im Blick haben.

Geschenke für Tierfreund*innen: Bewusste Alternativen

Es gibt viele andere Möglichkeiten, Tierliebhabenden eine Freude zu bereiten, ohne ein lebendes Wesen zu verschenken. Folgende Geschenkideen eignen sich besonders, den konkreten Wunsch nach einem eigenen Haustier verantwortungsvoll zu unterstützen:

1. Tiergerechtes Zubehör und Spielzeug

Für jemanden, der bereits ein Haustier hat oder sich in naher Zukunft eines anschaffen möchte, kann hochwertiges Zubehör eine sinnvolle Geschenkidee sein. Kratzbäume, Futterspender, spezielle Leinen oder Kuscheldecken sind praktische und durchdachte Geschenke, die den Alltag mit einem Haustier bereichern, ohne die Verantwortung für ein neues Tier mit sich zu bringen. Diese Geschenke zeigten Wertschätzung für den Wunsch nach einem Haustier, ohne bereits die Verantwortung für ein Lebewesen zu übertragen.

2. Gutscheine für Tierbedarf

Viele Tiere benötigen neben der täglichen Pflege auch ein gewisses Maß an individueller Ausstattung, die mit Kosten verbunden ist. Ein Gutschein für ein Tierfachgeschäft oder einen Tierpflegedienst bietet der beschenkten Person die Möglichkeit, genau das Zubehör oder die Pflege zu erwerben, die für das Tier benötigt wird. So kann die Entscheidung eigenständig getroffen und die Wünsche gezielt erfüllt werden.

3. Bücher und Kurse zur Tierpflege

Literatur zur Tierpflege oder zur artgerechten Haltung von Haustieren ist eine wertvolle Quelle für Informationen in ihrem zukünftigen Zuhause. Ein Buch über die artgerechte Haltung von Hunden, Katzen oder Kleintieren kann wichtige Informationen bieten und auf die Verantwortung vorbereiten, die ein Haustier mit sich bringt. Alternativ kann auch ein Kurs in einer Hundeschule oder ein Seminar zur Tierpflege eine große Hilfe sein, um das Wissen zu erweitern und den Start mit einem neuen Tier optimal zu gestalten.

Diese Geschenke können den Einstieg in das Leben mit Tieren erleichtern und das Gute ist, falls es der beschenkten Person doch nicht gefällt, kann alles einfach zurückgegeben, gespendet oder weiter verschenkt werden.

Falls du dir unsicher bist, ob diese Geschenke gut ankommen oder lieber eine Idee suchst, die Tierfreund*innen emotional bereichert, dann gibt es noch weitere Möglichkeiten:

4. Tierpatenschaften als Geschenkidee

Wer Freude an Tieren hat, jedoch (noch) kein eigenes Haustier halten kann oder möchte, wird sich sicher über eine geschenkte Patenschaft/Spende freuen. Viele Tierschutzorganisationen und Tierheime bieten die Möglichkeit, die Patenschaft/Spende für ein Tier zu übernehmen. Damit unterstützt man regelmäßig die Versorgung und Pflege eines Tieres und erhält oft Updates oder Bilder. Diese symbolische Verbindung zu einem Tier kann eine wunderschöne Geste sein, die einem Tierfreund das Gefühl gibt, für ein Tier zu sorgen, ohne die Verantwortung eines eigenen Haustiers übernehmen zu müssen.

5. Spenden an Tierschutzorganisationen

Eine Mitgliedschaft bei einer Tierschutzorganisation oder eine Spende im Namen des Beschenkten ist eine weitere sinnvolle Alternative. Mit einer Spende an eine Organisation, die sich für das Wohl von Tieren einsetzt, trägt man dazu bei, die Situation für Tiere in Not zu verbessern und unterstützt Projekte, die auf Aufklärung und Schutz abzielen. Diese Form des Schenkens gibt nicht nur dem Beschenkten ein gutes Gefühl, sondern fördert auch nachhaltig das Tierwohl. Wir stellen bei Bedarf gern eine Urkunde für die beschenkte Person aus: https://tierschutzdresden.de/spenden-mitgliedschaft-helfen/#spenden

Tiere als Teil des Lebens: Ein Entscheidung für Herz und Verstand

Tiere sind fühlende Wesen, die Zuwendung, Zeit und ein Zuhause brauchen, das auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Die Entscheidung, ein Tier in sein Leben aufzunehmen, sollte daher niemals leichtfertig oder aus einem momentanen Impuls heraus getroffen werden. Ein Haustier ist eine jahrelange Verpflichtung und keine Überraschung, die einfach verschenkt werden kann. Für Menschen, die Tiere lieben und ihnen helfen möchten, gibt es zahlreiche Alternativen, die Tierwohl und Tierschutz fördern und zugleich Freude bereiten.

Die Liebe zu Tieren kann auf vielfältige Weise ausgedrückt werden, ohne ein Tier selbst zu verschenken. Sei es durch die Unterstützung eines Tierschutzprojekts, die Patenschaft für ein Tier oder ein durchdachtes Geschenk – es gibt viele Möglichkeiten, Tierliebhabenden eine Freude zu bereiten. Ein Tier sollte immer eine wohl überlegte und bewusste Entscheidung sein, die durch die Personen im künftigen Zuhause selbst getroffen wird. (Bei dieser Entscheidung kann unsere Checkliste helfen: https://tierschutzdresden.de/checkliste-haustier)

 

Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke. Aus diesem Grund verhängen wir – wie übrigens auch eine Menge anderer Tierschutzvereine & Tierheime – um die Weihnachtszeit grundsätzlich einen Vermittlungsstopp.

 

Quellen:
[1] https://www.tierschutzbund.de/helfen/spenden/spenden-statt-geschenke
[2] https://www.peta.de/themen/tiere-verschenken