Streunerkatzen in Deutschland

Der Glaube, es würde vor allem im Süden Europas Straßenkatzen geben, ist weit verbreitet. Doch ebenfalls in Deutschland leben herrenlose Katzen, oftmals unbemerkt und unter dem Radar, viele kommen von Bauernhöfen, sind ausgesetzte Hauskatzen oder der Nachwuchs von unkastrierten Freigängerkatzen. Wiederum andere leben seit Katzengenerationen in Kolonien zusammen und vermehren sich dort unkontrolliert. Schätzungen zufolge sind es rund 2 Millionen.

Doch bei Weitem nicht jede Katze, die man im Freien zu Gesicht bekommt, ist eine Streunerkatze.

Wie erkennt man eine Streunerkatze?

  • Sind Katzen abgemagert, haben unbehandelte Wunden oder ein zerzaustes Fell, kann man davon ausgehen, dass sich niemand um das Tier kümmert
  • Streunerkatzen sind meist nicht so gut mit den Menschen sozialisiert und daher sehr scheu

Was tun, wenn ich eine streunende Katze sehe?

  • Bevor man anfängt, ein fremdes Tier anzufüttern, sollte man gründlich prüfen, ob es eine*n Besitzer*in hat. Die örtlichen Tierheime und Tierschutzorganisationen können ihre Vermisstenanzeigen entsprechend durchsuchen und sind in der Lage zu prüfen, ob das Tier einen Microchip/ Transponder besitzt, um so eine*n mögliche*n Besitzer*in zu ermitteln. Ist die Streunerkatze dort nicht als vermisst gemeldet oder kann kein*e Besitzer*in ermittelt werden, sollte man im nächsten Schritt beim örtlichen Fundbüro eine Fundanzeige machen
  • Ist das Tier krank, abgemagert oder verletzt, sollte das Tier einem Tierarzt vorgestellt werden oder eine Info an einen ansässigen Tierschutz erfolgen
  • Sollte sich das Tier nicht einfangen lassen, kann man den örtlichen Tierschutz kontaktieren und eine Lebendfalle ausleihen
  • Der wichtigste Faktor ist die Kastration, bzw. Sterilisation. Nur so kann verhindert werden, dass die Katzen sich ungehindert vermehren. Zudem kann es bei den Geschlechterkämpfen und dem Geschlechtsakt zu Wunden kommen und somit übertragen sich eventuelle Krankheiten ungehindert weiter. Sollten dir daher bekannt sein, wo sich herrenlose Katzen aufhalten, melde dich bitte bei einer örtlichen Tierschutzorganisation. Diese kann prüfen, ob es sich um eine bekannte Katze oder Katzengruppe handelt, die schon sterilisiert wurde oder ob ggf. weitere Schritte eingeleitet werden sollten.
  • Auch wenn dir eine streunende Katze nicht gehört, so geht sie gesetzlich verpflichtend in deine Verantwortung über, wenn du dich eine Zeit lang um sie kümmerst.

Das heißt, wer eine Streunerkatze füttert, muss sich ggf. auch um anfallende Tierarztbesuche kümmern. Daher sollte es gut überlegt sein, ob man hierfür die nötigen finanziellen Mittel und genügend Zeit aufwenden kann. Dennoch muss das Tierwohl immer an oberster Stelle stehen. Solltest du nicht in der Lage sein, dich selbst um eine Katze zu kümmern, die augenscheinlich Hilfe bedarf, melde dich in jedem Fall bei den örtlichen Tierheimen oder Tierschutzvereinen. Sichtlich kranken oder schwerverletzten Tieren sollte in jedem Fall geholfen werden.

Wie kann man Streunerkatzen im Winter helfen?

  • Gerade bei eisigen Temperaturen ist es wichtig, den Katzen frisches Wasser bereit zu stellen. Denn die üblichen Wasserstellen wie Pfützen, Bäche usw. sind in dieser Jahreszeit häufig zugefroren.
  • Um die kräftezehrende Futtersuche zu erleichtern, sollten streunende Katzen mit ausreichend Futter versorgt werden. Trockenfutter eignet sich im Winter besser, da Nassfutter schnell gefriert. Auf feste Futterzeiten sollte geachtet werden.
  • Eine Styroporkiste mit Folie überzogen hilft den Streunern durch die kalten Nächte. Dort können sie sich ausruhen und verstecken. Um die Kiste warm zu halten, gibt es im Tierfachhandel spezielle Wärmekissen für Katzen. Diese können unter die Decken/Kissen gelegt werden. Wichtig ist, dass kein Schnee in die provisorische Unterkunft gelangen kann, sodass die Boxen trocken bleiben und den Katzen ausreichend Wärme bieten.

Wie kann man Streunerkatzen im Sommer helfen?

  • Für ausreichend Trinkmöglichkeiten sorgen, am besten kleine Schälchen an ruhigen Plätzen bereitstellen
  • Bei vorhandenen Regentonnen darauf achten, dass sie abgedeckt sind, um ein mögliches Ertrinken der Katzen zu vermeiden
  • Liegt eine streunende Katze geschützt im Schatten, sollte sie dort möglichst in Ruhe gelassen werden

Streunerkatzen im Ausland

Wer Urlaub im Süd-& Osteuropäischen Ausland macht, kennt das Bild der streunenden Katzen auf den Straßen.

Da viele Menschen in anderen Ländern kulturell, religiös und traditionell anders geprägt sind, haben sie mitunter immer noch eine etwas andere Sicht auf Tiere als Menschen, die aus Mitteleuropa stammen. Doch auch hier ändert sich zunehmend die Sichtweise und Tiere werden immer weniger als seelenlose Lebewesen wahrgenommen.

In vielen Ländern Osteuropas wie Rumänien, Polen oder Ungarn fehlen oft die finanziellen Mittel, um die Katzen artgerecht in Tierheimen zu versorgen. Dort und auch in südeuropäischen Ländern landen Tiere daher immer noch sehr häufig in Tötungsstationen.

In Spanien z.B. wurde die Regierung dazu aufgerufen, eine ethische Lösung für die Katzenüberbevölkerung zu finden und diese Problematik in Angriff zu nehmen.

Das Parlament in Madrid hat im Rahmen des „Ersten Parlamentarischen Forums zu Schutz von Katzen“ das SPANISCHE KATZENMANIFEST verabschiedet. Spanien übernimmt damit in Europa die Vorreiterrolle.

Inhalte des Katzenmanifests

  1. Rechtsverbindlich Registrierung und Kennzeichnung von Katzen.
  2. Anerkennung der Besonderheit der Straßenkatzen und deren spezifischen Anforderungen.
  3. Anerkennung, dass Einfangen, Kastrieren, Freilassen (TNR, CNR oder ABC genannt) die einzige annehmbare Methode zum Management der freilebenden Katzen ist.
  4. Verbesserter Vollzug der Gesetzgebung dahingehend, dass Tierquälerei und Misshandlung von einzelnen Katzen oder ganzen Katzenkolonien ordnungsgemäß bestraft werden.
  5. Nationales Verbot des Krallenstutzens und anderen Verstümmelungen.
  6. Rechtsverbindliche Kastrationspflicht mit Ausnahme professioneller Katzenzucht.
  7. Verbesserter Vollzug der Vorschriften für Zucht und Verkauf von Katzen.
  8. Kommunale Tierschutzkampagnen haben die verantwortliche Katzenhaltung zu beinhalten.
  9. Aufnahme des Tierschutzes in die offiziellen Lehrpläne an Schulen.
  10. Kennzeichnung toxischer Produkte, um die Vergiftung von Katzen zu vermeiden.

Es gibt zahlreiche Tierschutzorganisationen in süd- & osteuropäischen Ländern, welche sich an den Kastrationsaktionen (kastrierte Tiere sind häufig an einem kleinen Schnitt im Ohr zu erkennen), der Versorgung von Katzenkolonien oder dem Gesundpflegen und Vermitteln von Straßenkatzen beteiligen.

Auch einige deutsche Tierheime arbeiten in Partnerschaft mit ausländischen Tierheimen und Tierschutzvereinen zusammen, unterstützen dort mit dem nötigen Know-how, finanziellen Mitteln und Sachspenden, bzw. holen Tiere aus den Tierheimen nach Deutschland, um hier die Vermittlungschancen zu erhöhen.

Der „Deutsche Tierschutzbund“ und der „Bund gegen Missbrauch der Tiere“ kooperieren ebenso mit ausländischen Tierschutzorganisationen.

Ist man gewillt in Form von Futter-, Sach- oder Geldspenden zu helfen, besteht die Möglichkeit, sich mit der jeweiligen Organisation in Verbindung zu setzen und einen kleinen Beitrag zur Hilfe zu leisten.

Tipps am Urlaubsort

Man sollte mit offenen Augen durch die unbekannte Urlaubsregion gehen und entdeckt man ein Tier ent, welches Hilfe benötigt, ist es zuerst ratsam mit einer ortsansässigen Tierschutzorganisation Kontakt aufzunehmen.

Auf keinen Fall sollte man Souvenirs erstehen, für die Tiere leiden mussten (Taschen aus Krokodilleder, Pelze oder Schnitzereien aus Elfenbein).

 

Quellen