Was ist ein Schlittenhund?
Im engeren Sinne versteht man unter dem Begriff „Schlittenhunde“ bestimmte Rassen, die sich aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Merkmale und ihres natürlichen Verhaltens besonders gut für den Zughundesport eignen. Sie zeichnen sich durch ein hohes Maß an Arbeitsfreudigkeit, einem guten Orientierungssinn sowie einem ausgeprägten Verlangen nach Bewegung und Belastbarkeit aus. Schlittenhunde müssen robust, widerstandsfähig sowie ausdauernd sein und in eisiger Kälte stundenlang schwere Lasten ziehen. Eis, Schnee und Wind dürfen das Fell nicht verkleben, sodass die Hunde frieren.
Vor den Schlitten lassen sich viele Hunde spannen, aber „Schlittenhund“ dürfen sich nur offiziell vier anerkannte Rassen nennen, bei denen die Zuordnung durch nationale und internationale Dachverbände anerkannt wurde:
- der Samojede
- der Siberian Husky
- der Alaskan Malamute
- der Grönlandhund
Die vier Schlittenhunderassen unterscheiden sich durch Optik, Körperbau und Charakter
- Der Grönlandhund gilt als der ursprünglichste Schlittenhund.
Diese Hunde sind extrem widerstandsfähig und für das Leben in der Arktis gemacht. Sie haben eine enorme Kraft und Ausdauer, was sie zu perfekten Begleitern für lange Expeditionen in extremen Klimazonen macht. - Der Alaskan Malamute wiederum ist der größte und schwerste Schlittenhund.
Mit seinen starken Knochen und der breiten Brust ist er hervorragend zum Ziehen schwerer Lasten geeignet. - Der Siberian Husky ist der kleinste und schnellste Schlittenhund.
Siberian Huskys sind für ihre beeindruckende Ausdauer und ihr freundliches, soziales Wesen bekannt. Ihre vergleichsweise kleine Körpergröße macht die Huskys wendig und schnell – ideal für lange Distanzen unter harten Bedingungen. - Der weiße Samojede ist der letzte Schlittenhund im Bunde.
Er gilt als treu, gehorsam und verschmust. Er stammt aus Sibirien und überzeugt bei Rennen eher mit seiner großen Ausdauer als mit seiner Geschwindigkeit. Sie sind bekannt für ihr helles, flauschiges Fell und ihr freundliches Lächeln.
Warum gibt es Schlittenhunde überhaupt?
Schlittenhunde sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil der menschlichen Geschichte. Sie dienten verschiedenen Zwecken, prägten mitunter den Verlauf von Entdeckungen, Transport oder kulturellen Traditionen. In den verschiedenen nordischen Regionen wurden die ersten Hunde um 100 v. Chr. als Schlittenhunde eingesetzt. Die indigenen Völker im Norden Sibiriens gelten als die ersten Menschen, die Schlittenhunde als Zugtiere nutzten. Die Schlittenhunde sicherten so das Überleben in harten Wintern. Auch Rettungen sind in schwer zugänglichen Gebieten nur mit diesen Helfenden möglich. Selbst heute noch werden Schlittenhunde in verschiedenen Regionen der Erde – meistens in größeren Gruppen gehalten – als wertvolles Transportmittel eingesetzt.
Schlittenhunde in der Neuzeit
Heutzutage erfreuen sich sogenannte „Hounds“ immer größerer Beliebtheit vor dem Schlitten, wobei Schlittenhunde überwiegend für Wettbewerbe und Rennen gezüchtet und eingesetzt werden. In der Regel werden zwei oder mehrere Hunde vor den Schlitten gespannt, welche in Teamarbeit den Schlittenhundeführer („Musher“) ziehen.
Was Schlittenhunde leisen können
Gut trainierte Tiere können an einem Tag bis zu 200 km weit laufen und auf kurzen Distanzen Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen, wobei das Durchschnittstempo der Hunde zwischen 16 – 23 km/h betragen kann. Schlittenhunde sind robust, ausdauernd, schnell und wendig. Sie sind zudem unempfindlich gegenüber Kälte. Dank ihrer Widerstandsfähigkeit und ihres starken Herz-Kreislauf-Systems kommen die Hunde trotz sportlicher Höchstleistungen auch mit vergleichsweise knappen Futterrationen zurecht.
Du möchtest dir einen Schlittenhund anschaffen … sind Schlittenhunde überhaupt als Familienhunde geeignet?
Die anspruchsvollen Tiere verfügen über ein ausgeprägtes Sozialverhalten und möchten wie Wölfe in Rudeln zusammenleben. Schlittenhunde schätzen zwar die Nähe zu ihrer Familie, zeigen sich aber weniger personenbezogen und sind naturgemäß etwas eigenwilliger und sturer als andere Rassen. Alle Rassen haben dabei eines gemeinsam – sie wollen sich bewegen! Ein kleiner Spaziergang am Tag genügt den Tieren nicht – sie müssen lange und weit laufen und sie brauchen als Rudeltiere die Gesellschaft von Menschen oder anderen Hunden. Am besten ist es, mit seinem Schlittenhund vor einem richtigen Schlitten oder vor einem Trainingswagen zu trainieren – denn erst mit ausreichend Bewegung wird ein Schlittenhund artgerecht gehalten. Der Bewegungsdrang bei Schlittenhunden ist viel stärker ausgeprägt als bei anderen Hunderassen, sodass ihr Laufwille nur durch Schlittenhundesport oder aktiven Hundesportarten, wie beispielsweise Agility befriedigt werden kann und selbst stundenlange Spaziergänge oder Wanderungen kein Ersatz für diese anspruchsvollen Tiere darstellen. Die Haltung solcher Rassen erfordert besonders viel Erfahrung und Engagement sowie Zeit für kontinuierliche Trainingseinheiten.
Außerdem ist eine ausgewogene, speziell auf die Bedürfnisse eines Schlittenhundes abgestimmte Ernährung von essenzieller Bedeutung. Dazu gehören hochwertige Proteine zur Unterstützung der Muskelregeneration sowie Vitamine und Mineralstoffe zur allgemeinen Gesundheitsförderung. Die Haltung eines Schlittenhundes sollte demzufolge vorher gründlich überlegt werden. Ausreichend Bewegung und viel Platz sind hierbei also eine absolute Voraussetzung.
Sind Schlittenhunderennen Tierquälerei?
So mancher Hund geht bei Wettbewerben an seine Leistungsgrenze oder darüber hinaus. Pfotenverletzungen, Knochenbrüche oder Gelenkentzündungen sind nur einige Folgen der sportlichen Höchstleistungen.
Beim Iditarod, dem längsten Schlittenhunderennen der Welt, sind bereits einige Tiere ums Leben gekommen. Daher halten vor allem Tierschutzvereine Schlittenhunderennen zu Recht für besonders fragwürdig. Ein weiterer Vorwurf betrifft insbesondere die Hundebesitzende. Einige halten ihre Schlittenhunde an Ketten oder in Zwingern außerhalb der Trainingszeiten oder ausgediente Tiere werden ins Tierheim abgeschoben. Die Meinungen gehen hier weit auseinander. Fans des Hundesports halten ebenso dagegen – ihrer Meinung nach wäre es eher Tierquälerei, diese besonderen Tiere in einer Stadtwohnung und ohne entsprechenden Auslauf zu halten.
Die Rasse Siberian Husky ist bereits aufgrund der hohen Nachfrage gefährdet, eine sogenannte Moderasse zu werden. Dies wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Tiere aus.
Bereits jetzt leiden zahlreiche Schlittenhunde (aufgrund von beispielsweise Überzüchtung oder von unseriösen Züchtenden) unter degenerativen Erbkrankheiten, Gelenkproblemen oder sogar Diabetes.
Fazit: Hochleistungssport für vier Pfoten
Schlittenhunde sind faszinierende Tiere. Ihr ursprüngliches Aussehen, ihr unbedingter Leistungswille und ihre sportliche Ausdauer machen sie zu etwas ganz Besonderem. Als brave Haus- oder Familienhunde eignen sich die meisten von ihnen demzufolge nicht. Sie gehören nach wie vor in die Hände erfahrenen Haltenden, die mit den speziellen, anspruchsvollen Bedürfnissen dieser tierischen Hochleistungssportler*innen umzugehen wissen.