Warum Zoos kritisch zu betrachten sind

Durch Corona haben wir das Gefühl kennengelernt, eine lange Zeit in den eigenen 4 Wänden verbringen zu müssen, ohne das gewohnte Leben außerhalb. Tag ein, Tag aus: die gleiche Aussicht. Keine Abwechslung, keine Ablenkung. Wir haben Glück, denn der Lockdown war zeitlich begrenzt. Langsam aber sicher finden wir zu einem normalen Leben zurück. Dürfen wieder raus aus dem beklemmenden Gefühl den ganzen Tag in der eigenen Wohnung verbringen zu müssen. Auf die gesamte Lebenszeit betrachtet war es eine kleine Zeitspanne. Das konnten wir aushalten.

Tiere im Zoo haben dieses Glück nicht. Sie verbringen oftmals ihr ganzes Leben eingesperrt, unter teilweise schlimmen Bedingungen. Bedingungen, die oft nichts mit ihrem natürlichen Lebensumfeld zu tun haben. Für sie ist es kein vorrübergehender Zustand. Für sie gilt lebenslanger Lockdown.

Das Problem mit Zoos

Zoos suggerieren meist eine schöne und heile Welt, in der die Tiere leben. Gehege, die ihrem natürlichen Lebensraum nachempfunden sind, vermitteln schnell den Eindruck, dass alles doch total gut so ist. Ein häufiges Argument für die Zoohaltung ist der Artenschutz. Was kann es also Besseres geben als Arten geschützt im Zoo zu halten? Das Problem dabei:

Kein Zoo der Welt kann den Lebensraum der Wildtiere 100% nachstellen. Besonders die großen Säugetiere leben mit einer schlechten Bilanz. Elefanten, Bären, Löwen etc. Sie alle leben normaler Weise in Revieren von vielen Quadratkilometern. Auf Nahrungssuche legen sie täglich viele Kilometer zurück. In einem Zoo undenkbar. Trauriger Spitzenreiter sind beispielsweise Eisbären. Die kleinen trostlosen Gehege sind meist nur ein Tausendstel ihrer natürlichen Reviergröße. Die Streifgebiete von Eisbären sind für uns Menschen kaum vorstellbar.

Was passiert also mit Tieren, die im Zoo in Gefangenschaft leben und in einem verhältnismäßig winzigen Lebensraum verharren müssen? Gehege die meist nicht nur zu klein, sondern auch karg und trostlos sind. Sie entwickeln Verhaltensstörungen. Beispiele, die vielen wahrscheinlich sehr bekannt vorkommen: Löwen laufen die ganze Zeit von Punkt A zu Punkt B und wieder zurück. Unentwegt. Vögel zupfen sich ihre Federn heraus. Fische schwimmen ohne Pause an den Wänden des Aquariums entlang, Bären wippen ihre Köpfe unentwegt hin und her.

Denken wir noch einmal an unseren Corona-Lockdown und an das Gefühl, dass er in uns ausgelöst hat. Einige Wochen, eventuell Monate haben schon gereicht um psychisch an Grenzen zu geraten. Tieren geht es da nicht anders. Sie haben eine Psyche, sie empfinden und sie leiden.

Ein Zoo ist auch nur ein wirtschaftliches Unternehmen

Warum Zoos nicht einfach mehr Ressourcen für artgerechte Haltung investieren? Weil sie vordergründig auch nur Unternehmen sind, die ein höheres Ziel als das Wohlbefinden der Tiere verfolgen: Gewinn. Unternehmen versuchen zu sparen, an vielen Ecken. Und zu viele Zoos sparen Geld aber meist am Tier. Die Folge: viel zu kleine, schlecht ausgebaute, dreckige und karge Gehege. Unzureichende Pflege der Gehege und Tiere. Und die psychische Verwahrlosung.

Was können wir tun?

  • Das erste Schritt ist meist der Wichtigste: wir müssen uns über diese Umstände bewusstwerden und dürfen sie nicht gänzlich ignorieren. Das Bewusstsein über die nicht artgerechte Haltung ist der Anfang von Veränderung.
  • Wir können vor einem Besuch den Zoo recherchieren und analysieren, wie die Tiere gehalten werden. Danach können wir abwägen, ob wir Teil davon sein wollen. Denn mit jeder Eintrittskarte unterstützen wir das Problem.
  • Wir können Alternativen aufsuchen. Das könnten sein: Lebenshöfe, Auffangstationen oder die heimische Natur.
  • Wir müssen von der Sensationsgier wegkommen. In Deutschland gibt es nun mal beispielsweise keine Tiger. Nicht jedes Lebewesen muss für jeden Menschen immer greifbar sein.
  • Wir müssen das Bewusstsein weitertragen und -geben. Wenn wir mit Kindern einen Zoo besuchen ist es wichtig ihnen zu erklären, dass das nicht der natürliche Lebensraum der Tiere ist. Kinder müssen frühzeitig lernen Dinge richtig einzuordnen und verstehen, dass Tiere im Zoo in Gefangenschaft leben.
  • Nur die Zoo-Einrichtungen unterstützen, die wirklich am Artenschutz arbeiten und Tiere beispielsweise auch wieder auswildern.
  • Wir müssen da ansetzen, wo das Kernproblem entsteht. Beim Artenschutz. Wir dürfen es gar nicht erst soweit kommen lassen, dass Tiere aus ihrem natürlichen Lebensraum vertrieben werden oder ganze Arten aufgrund der Lebensweise des Menschen aussterben.
  • Wir können Tierschutzvereine bei ihrer Arbeit helfen, Petitionen starten oder unterstützen und Aufklärungsarbeit leisten.

 

Jedes Lebewesen hat das Recht auf ein artgerechtes Leben. Lasst uns gemeinsam dafür eintreten.