Haltungsbedingungen
Was muss bei der Umgebung und dem Umfeld für mein Tier beachtet werden?
- Einzelhaltung: Pferdebox (Innenboxen, Außenboxen, Paddockboxen) -> hell, luftig und ausreichend groß
- Temperaturen sollten der Außentemperatur entsprechen
- Einstreu muss sauber und trocken sein (Stroh kann der Beschäftigung dienen)
- Gruppenhaltung: leben mit mehreren Artgenossen zusammen (Laufstall, Offenstall, Bewegungsstall).
- täglich freie Bewegung auf wetterfesten Ausläufen oder Weiden
- Zäune müssen stabil und gut sichtbar sein
Kommt es gut alleine zurecht oder benötigt es menschliche / tierische Gesellschaft?
- brauchen mindestens Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu Artgenossen
- einzelne Pferde ohne Artgenossen zu halten ist tierschutzwidrig
- direkten Körperkontakt zu Artgenossen können Pferde in Einzelhaltung während der Auslaufzeit pflegen
- mit direkten Boxennachbarn sollte das Pferd sich gut verstehen -> häufig enge Freundschaften
- Zuchtstuten, Fohlen und Jungpferde sind in Gruppenhaltung am besten aufgehoben -> gesundes Sozialverhalten
Beschäftigung
Wie viel Zeit erfordert das Tier und wie lange kann das Tier alleine sein? Wie viel Bewegung und Spielzeug braucht man?
- bei Selbstversorgung in Stall- oder Boxenhaltung etwa 2,5 – 3 Stunden pro Tag (Versorgung, Ausbildung und Bewegung)
- bei Offenstallhaltung oder Weidehaltung etwa 1-2 Stunden am Tag (Stall- und Weidearbeiten, Fütterung und Pflege sowie Ausbildung und gezielte Bewegung)
- mindestens 2x am Tag nach den Tieren sehen
Der eigene Zeitaufwand hängt stark von der Art der Haltung ab und wie viel Arbeit man übertragen kann oder will. Im Winter ist ein höherer Zeitaufwand nötig.
In welchem Umfang ist eine Urlaubsbetreuung nötig?
Pferde sollten im Urlaub bei einer täglichen Versorgung in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben.
Wie viel Bewegung und Spielzeug braucht man?
- Nach 2 des Tierschutzgesetzes müssen Pferde neben dem Reiten täglich mehrstündig bewegt werden. Die Zeit in der Box sollte so kurz wie möglich sein.
- Die maximale Zeit auf der Koppel oder Paddock geben und auf lange Ausritte ausführen.
- Jungpferden und Zuchtstuten häufig ein Weidegang ermöglichen
- Der tägliche Bewegungsbedarf richtet sich nach dem Gesundheitszustand. Ist das Pferd krank, sollte es weniger belastet werden und je nach Erkrankung oder Verletzung sogar geschont werden.
- Am liebsten spielen Pferde mit Artgenossen (Sozialspiel) oder alleine (Solitärspiel).
- Spielbälle, Heubälle und Rollen(Öffnungen sollten maximal 5 Zentimeter groß sein – oder größer als 30 bis 35 Zentimeter, sodass weder Huf noch Kopf steckenbleiben).
- Frische Hölzer und Zweige
- Lecksteine / Leckspielzeug
- Rasensprenkler (unter Aufsicht, weckt Neugierde und verschafft Abkühlung)
- Scheuer- und Massagestreifen / Kratzmatte
Ernährung
Welche Nahrung ist gut für mein Tier?
- Neben dem Weidegang gehören Heu, Stroh und Hafer sowie Fertigfuttermittel mit einem Eiweiß-Stärkewertverhältnis von 1:8–10 in die täglichen Futterration.
- Raufutter (Heu und Stroh) ist die Basis jedes Futterplans. Bei leichter Arbeit und entsprechend hochwertigem Heu kann ein Pferd auch ganz ohne Kraftfutter auskommen.
- Pro-Stunde-Arbeit wird ein Zusatz von ca. 1kg Kraftfutter bis maximal 5 kg pro Tag (meist in Form von Hafer) empfohlen.
- Ein Salzleckstein (Kochsalz, chemisch Natriumchlorid) ist unverzichtbar.
- Täglich frisches Wass (Optimal ist eine Selbsttränke).
Individuelle Bedürfnisse sind zu berücksichtigen. Fohlen und Jungpferde, tragende und säugende Stuten haben einen deutlich erhöhten Eiweißbedarf.
Bei Sportpferden sollte auf den Einsatz von besonders energiereichen Futtermitteln geachtet werden. Bei älteren Pferden muss man auf die geringere Futterverwertbarkeit Rücksicht nehmen.
Welche Nahrung ist schlecht für mein Tier?
- Süße Leck- und Knabberspielzeuge.
- Zu lange Fresspausen bedeuten Stress und führen zu Koliken (Futter nicht auf 1-2 große Mahlzeiten am Tag verteilen).
- Hauptsächliche Haferfutter
- Große Mengen Fallobst
Gesundheit
Welche Hygiene-Maßnahmen müssen ergriffen werden?
- Pferdeäpfel und nasse Einstreu täglich entfernen
- täglich Futtertröge, Tränke und Raufen prüfen, Futterreste, Kot und anderen Schmutz entfernt
- regelmäßig fegen
- saugfähige Einstreu verringert Ammoniak in der Atemluft
- Großputz mit Desinfektion mindestens 1x / Jahr (Sommer)
Wie muss mein Tier gepflegt werden?
- Haupthaar: regelmäßiges Putzen vor jedem Ritt, gründliche Reinigung nach dem Ausflug, Pflege bei Fellwechsel
- Regelmäßiges, intensives Putzen mit einem Gummistriegel, Zackenstriegel für Fellwechsel, Bürsten mit einer Kardätschen
- Hufe mindestens vor und nach jedem Ritt ausgekratzt
- regelmäßiges Waschen der behaarte Fesselbeuge, Behandlung mit Wundsalbe und speziellem Spray
- Beine regelmäßig auf Verletzungen und Schwellungen kontrollieren
Die richtige Pferdepflege ist unter folgenden Links zusammengefasst:
https://www.zooplus.de/magazin/pferd/pferdegesundheit-pflege/die-richtige-pferdepflege
https://www.zooplus.de/magazin/pferd/pferdegesundheit-pflege/hufpflege
Wie häufig muss mein Tier zum Tierarzt und welche Kosten können entstehen?
- mehrmals im Jahr Wurmkuren und Impfungen (Tetanus, Tollwut undHerpes, beim Turnierreiten auch Influenza)
- für plötzliche Krankheit ggfs. „Pferdekontos“ mit ca. 3.000€
- empfehlenswert ist ggfs. eine OP-Kostenversicherung
Was sind häufige Krankheiten und welche Auswirkungen haben diese?
Kolik, Magengeschwüre, Hufrollensyndrom, Hufrehe und Zahnprobleme.
Die häufigsten Pferdekrankheiten sind unter folgenden Links zusammengefasst:
https://www.pferdeklinik-aschheim.de/pferdekrankheiten/
https://www.allianz.de/gesundheit/pferdekrankenversicherung/pferdekrankheiten/
Kosten
einmalige Kosten | |
Gesundes, reitbares Pony ohne spezielle Ausbildung oder Abstammung | ~ 1.000 € |
Ausgebildetes, turnierfähiges Pferd | ~ 2.500 € |
Pferd besonders guter Abstammung und/oder Ausbildung | ~ 5.000 € |
Sattel, Trense, Gebiss, Halfter, Decken, Gamaschen, Putzzeug | ~ 800 – 3.000 € (variiert nach Qualität) |
Anhänger | ~ 5.000 € |
laufende Kosten | |
Pferdehaltung in einem Reitstall mit Vollpension | ~ 150 € bis 400 € / Monat (variiert nach Qualität) |
Pferdehaltung im Offenstall (ohne Zusatzangebote) | ~ 80 bis 150 € / Monat (variiert nach Qualität) |
Heu, Stroh und Zusatzfutter | ~ 50 bis 150 € / Monat (variiert nach Qualität) |
Hufschmied | ~ 25 bis 50 € / 6 bis 8 Wochen |
Haftpflicht | ~ 100 € bis 160 € / Jahr (je Versicherung und Abdeckung) |
OP-Versicherung Krankenversicherung | ~ 12 € / Monat ~ 40 € / Monat |
Reitunterricht (Gruppe) Spezial- oder Einzelunterricht | je ~ 10 bis 20 € je ~ 15 bis 30 € |
Kleinere Ausgaben (z.B. neuer Führstrick, neue Reithose, Fliegenabwehrspray, Leckerli oder Turniermeldegeld) | ~ 50 € / Monat |
Nachwuchs
Wie häufig kann das Tier Nachwuchs erhalten?
- Paarungszeit: Frühling oder Sommer, wenn die Stute rossig (Paarungsbereit) ist (5-7 Tage)
- Tragzeit von 11 bis 12 Monaten
- Ein Junges, selten Zwillinge
Wann und warum ist eine Sterilisation/Kastration sinnvoll und welchen Kosten entstehen?
- Kastration oder Legen des Hengstes: üblich zwischen 2 und 4 Jahren, kein festgelegtes Alter (im Winter)
- Verhindern der Fortpflanzung, werden ruhiger und weniger aggressiv
- nach der Kastration werden sie nicht mehr als Hengst, sondern als Wallach bezeichnet
- Kastration bei Stuten: nur in Ausnahmesituationen z.B. Tumore an der Gebärmutter oder Eierstockkrebs
Irrtümer
Folgende Irrtümer sind weit verbreitet und sollten dir bekannt sein:
„Pferde brauchen im Winter eine Decke.“
Die Tiere haben eine ausgezeichnete Thermoregulation. Das Eindecken bringt diese aus dem Gleichgewicht. Pferde sind an Kälte gewöhnt und haben sie einen Wetterschutz zur Verfügung, kommen die meisten erwachsenen Pferde mit Temperaturen bis etwa minus 15 Grad ohne Decke gut klar. Sinnvoll ist eine Decke jedoch bei älteren, mageren oder kranken Pferden.
„Die Herde wird von einem Hengst angeführt.“
In der gemischten Herde gibt es einen Leithengst – aber auch eine Leitstute. Sie ist meist älter, selbstsicher und auch besonnen. Sie ist das eigentliche Leittier, führt die Herde an, bestimmt den Tagesablauf und trifft die Entscheidung zur Flucht.
Der Hengst hat dagegen die Aufgabe, die Herde zu beschützen. Er bildet die Nachhut, treibt die anderen Pferde an und passt auf, dass niemand verloren geht. Er verteidigt die Herde gegen Angreifer und sorgt auch dafür, dass kein anderer Hengst ihm seine Herde klaut.
„Weiße Hufe sind schlechter als dunkle.“
In weißen Hufen sind keine Farbpigmente enthalten. Das führt dazu, dass wir Druckstellen, Hämatome und andere Veränderungen besser und schneller sehen. Und genau das hat dazu geführt, dass weiße Hufe als „schlecht“ gelten. Dabei sind die „farblosen“ Hufe genauso gut wie dunkle Hufe. Übrigens: Von Natur aus gibt es keine weißen Hufe – sie sind erst durch die Zucht entstanden.
„Pferdezähne wachsen ein Leben lang.“
Pferde haben erst Milchzähne und danach ein dauerhaftes Gebiss wie wir Menschen. Und die wachsen tatsächlich jedes Jahr weiter. Aber nicht ein Pferdeleben lang, sondern nur etwa bis zum Alter von acht Jahren. Danach stoßen die Wurzeln jährlich 2 bis 3 Millimeter nach.
weiterführende Information
Folgende Quellen kannst du nutzen, um noch mehr Informationen zur artgerechten Tierhaltung zu finden: