Mit Haustieren zusammen zu leben ist etwas Wunderbares! Und was ist besser, als ein Haustier? Klar, natürlich zwei – oder drei oder vier? Doch die Vergesellschaftung von Tieren gleicher oder unterschiedlicher Art birgt so einige Ansprüche und Herausforderungen und sollte niemals unüberlegt und “einfach drauf los“ geschehen. Denn die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Tierarten müssen immer berücksichtigt werden.
Wir erklären dir, worauf du grundlegend bei der Zusammenführung von neuen Tieren achten solltet:
- Unterschiedliche Körpersprache
- Jede Tierart hat ihre eigene Körpersprache, die nur Artgenossen sicher verstehen und auch sprechen – so bedeutet z. B. das Schwanzwedeln bei Hunden etwas ganz anderes, als bei Katzen (Hund = Freude, Begrüßung, Imponieren, Unterwerfung / Katze = Anspannung, große Erregung, Gereiztheit, Stress, Aggression).
- Dadurch ergeben sich sehr leicht Konflikte, wenn beide Tierarten nicht schon früh (idealerweise schon in der Kindheit/Jugend) aneinander gewöhnt wurden.
- Revierverhalten
- Die meisten Tierarten haben ein ausgeprägtes Revierverhalten, d.h. sie besitzen ein eigenes Revier, welches sie – teils aggressiv – gegenüber Eindringlingen verteidigen, egal, ob gegen Artgenossen oder Artfremden.
- Eine Zusammenführung von artgleichen oder artfremden Tieren sollte daher immer auf neutralem Boden stattfinden, d.h. in einem Zimmer oder Bereich, in dem beide Tiere noch nie waren und der nicht nach ihnen riecht. Auch dürfen sich in diesem Bereich keine Decken, Bettchen oder Spielzeug des alteingesessenen Tieres befinden, da diese Dinge einen Revieranspruch auslösen können.
- Idealerweise sind alle Tiere bereits kastriert bei der Zusammenführung – eine Kastration verändert den Hormonhaushalt, wodurch das Territorialverhalten/Revierverhalten abgeschwächt werden kann.
Achtung: eine Kastration ist keine Versicherung, dass das Tier kein Revierverhalten mehr zeigt! Auch kastrierte Tiere verhalten sich noch immer territorial!
- Rangverhalten
- Bei allen Tieren, die in sozialen Gruppen, Rudeln, Herden oder Horden leben oder sich zeitweise zu sozialen Gruppen zusammenschließen (dazu zählen auch Katzen!), besteht innerhalb einer Gruppe immer eine gewisse Rangordnung. Hier gibt es z. B. lineare (absolute Rangordnung mit einem Alphatier bzw. -paar, vorrangig in Gefangenschaft) und relative Rangordnungen bzw. Dreiecksbeziehungen (Stärke/Selbstbewusstsein/Anspruch werden demonstriert und durch Drohungen oder Kämpfe bewiesen, aber es gibt kein Alphatier) – jedoch müssen die Stellungen bzw. Ränge unter neuen Tieren immer zuerst geklärt werden.
- Rangordnungskämpfe können sich über mehrere Tage bis hin zu Wochen ziehen!
Jede Vergesellschaftung sollte immer unter Aufsicht stattfinden! Bei Revier- und Rangkämpfen kann es nämlich schnell ernst werden und blutige Wunden sind nicht selten die Folge! Daher sind folgende Tipps sehr wichtig für eine Zusammenführung neuer Tiere:
- Eine Vergesellschaftung sollte immer an einem neutralen Ort stattfinden.
- Es muss den Tieren viel Platz zur Verfügung stehen, um sich aus dem Weg zu gehen.
- Es müssen mehrere Rückzugsmöglichkeiten mit Fluchtwegen zur Verfügung stehen.
- Je nach Tierart bietet man bei der Vergesellschaftung mehrere Futterstellen an, um Futterneid zu vermeiden.
- Jede Vergesellschaftung muss unter Aufsicht erfolgen, um notfalls eingreifen zu können → nicht zu viele Personen im Raum, nur die Bezugspersonen!
- Je nach Tierart kann nach einer gewissen Zeit begonnen werden, mit beiden Tieren gleichzeitig zu spielen.
Es gibt viele Tierarten, die gut mit einander harmonieren, da sie sich entweder zu Freunden entwickeln oder sich problemlos dulden. Es gibt aber auch Tierarten, bei denen Vergesellschaftungen sehr riskant sein können, denn viele unserer Haustiere sind Jäger und haben dadurch einen genetisch festgelegten Jagdtrieb. Ob unterschiedliche Tierarten mit einander harmonieren oder nicht, hängt zum großen Teil von ihrer Persönlichkeit und ihrem angeboren Verhalten ab.
Schwierige Vergesellschaftungen sind z.B.
- Kaninchen und Meerschweinchen → beide Tierarten sprechen eine vollkommen unterschiedliche Körpersprache und haben unterschiedliche Sozialsysteme und soziale Ansprüche:
- Kaninchen leben meist paarweise in Gruppen und lieben Körperkontakt, Kuscheln, Putzen. Sie bilden untereinander auch viele Freundschaften.
- Meerschweinchen mögen keinen Körperkontakt und kein gegenseitiges Putzen oder Kuscheln. Sie leben in größeren Gruppen zusammen, die aus einem oder nur wenigen Männchen und vielen Weibchen (Harem) bestehen. Sie können zwar auch untereinander Freundschaften schließen, sind aber sehr rangorientiert.
- Katzen und Kleinsäuger, Nager, Vögel → Katzen sind Jäger mit angeborenem Jagdtrieb. Üblicherweise jagen Katzen Beute, die nicht größer als sie selbst ist – dazu zählen klassischerweise Mäuse, Ratten, junge Kaninchen und Vögel. Es gibt zwar viele Bilder und Videos, die Freundschaften zwischen Katzen und Beutetieren zeigen, doch es sind und bleiben Ausnahmen! Solche Freundschaften können nur dann entstehen, wenn die Katze einen völlig friedlichen Charakter mit wenig Jagdtrieb hat (hierzu zählen einige Rassekatzen), wenn sie alt, krank oder körperlich eingeschränkt ist, bei genügend jagdlicher Auslastung (Freigang) oder während der Jungenaufzucht – Katzen sind dann förmlich von Glückshormonen überschüttet und lassen dadurch oft kleine Tiere bei sich ankuscheln.
- Hunde und Kleinsäuger, Nager, Vögel → Hunde sind und bleiben Jäger. Die vielen gezüchteten Rassen haben aber einen unterschiedlich ausgeprägten Jagdtrieb – d. h. eine Vergesellschaftung von Hund und Beutetieren kann nur dann gewagt werden, wenn man eine Rasse hat, die keinen so ausgeprägten Jagdtrieb mehr hat und sich als Familienhund gut macht. Hier sollte die Zusammenführung aber langsam und behutsam stattfinden.