Seit dem 1. Januar 2022 ist es in Deutschland, als erstes Land weltweit, laut §4c des Tierschutzgesetzes verboten Küken von Haushühnern zu töten. Bisher war es gängige Praxis männliche Küken von Legehennen zu töten, da sie weder Eier legen, noch gut Fleisch ansetzen und somit für die Lebensmittelindustrie unbrauchbar sind. 

In bäuerlichen Betrieben werden Hennen für die Eiproduktion und Hähne für das Fleisch gehalten, die Hochleistungszucht ist jedoch dazu übergegangen, Rassen von Legehennen und Masthühnern zu etablieren, sodass für die männlichen Küken der Legehennen kein Platz blieb. 2019 hatte das Bundesverwaltungsgericht festgestellt, dass das Töten von Tieren aus rein wirtschaftlichen Interessen nicht zulässig ist. Mehr als 45 Millionen männliche Küken, die sogenannten Eintagsküken, sind bis dato jährlich durch Kohlendioxid-Vergiftung oder durch Schreddern in Industriehäckslern ums Leben gekommen, auch in Bio-Betrieben. 

Für Brütereien gibt es nun offiziell die folgenden zwei und inoffiziell weiteren Möglichkeiten:

  1. Die Hähne mit aufzuziehen als sogenannte Bruderhähne. Die Nachkommen aus der Legehennenproduktion setzen jedoch nicht so schnell Fleisch an wie die Masthünchen und -hähnchen, was wirtschaftliche Nachteile bedeutet. Durch die erhöhten Ausgaben sehen sich Brütereien international nicht mehr wettbewerbsfähig. Auch die Aufzucht, Haltung und Schlachtung dieser Bruderhähne ist nicht festgelegt, was ihre Lebensbedingungen eher verschlechtert.
  2. Die In-Ovo-Selektion: eine Geschlechtsbestimmung vor dem Schlüpfen und Aussortieren der Eier mit männlichen Embryonen. Eier mit männlichen Küken darin werden nicht ausgebrütet, sondern zu Tierfuttermittel verarbeitet. Die Geschlechtsbestimmung im Ei findet meist zwischen dem 9. und 14. Bruttag statt. Es gilt aber als gesichert, dass Kükenembryos bereits ab dem 7. Bruttag Schmerzen empfinden können, weshalb die Geschlechterbestimmung nach dem 7. Bruttag zur Selektion der Eier ab 2024 ebenfalls verboten sein soll.
  3. Der Transport von männlichen Küken über die deutschen Grenzen zur Tötung ist realistisch, wenn man bedenkt, dass nun monatlich ca. eine Million männlicher Küken zusätzlich schlüpfen. Ebenso ist das Schlüpfen und Aufziehen von Hennen im Ausland und der spätere Transport nach Deutschland möglich, deren Eier dann als deutsche Eier verkauft werden dürfen. Die Lebensmittelherstellung von Produkten wie Nudeln oder Backwaren, welche nicht unter die Kennzeichnungspflicht fallen, wird nun vorwiegend mit Eiern aus dem Ausland umgesetzt, wo das Kükentöten noch erlaubt ist. 

Das Verbot des Kükentötens hat das Tierleiden an dieser Stelle also eher verändert aber nicht verringert oder gar beseitigt.

Der beste Weg Hühner zu schützen, ist, gar keine Eier zu essen und es existieren bereits einige vegane Ei-Ersatzprodukte auf pflanzlicher Basis, z. B. aus Tofu, Bohnen oder Leinsamen. 

Wenn, dann sollte man zumindest nur Eier kaufen, welche ein Siegel von Bio-Verbänden wie Demeter oder Naturland tragen, was grundsätzlich für bessere Aufzuchtbedingungen steht. Einige Supermärkte werben mit Logos wie „ohne Kükentöten“, durch welche Methode sie dies sicherstellen wird jedoch nicht konkretisiert. Unter der Seite www.was-steht-auf-dem-ei.de des Vereins KAT können Details zu über 90% der Eier im deutschen Einzelhandel nachverfolgt werden und spätestens ab 2024 auch, welche Methode angewandt wird, um das Kükentöten zu verhindern. Folgende Produzenten (nicht abschließend) ziehen männliche Küken auf und die Eier sind daher etwas teurer, um die nicht so ertragreiche Mast der Hähne zu ermöglichen: Huhn & Hahn, Rosenthaler Hahnenglück, haehnlein, Mein Bruderhahn, Alnatura Bruderküken Initiative oder Initiative Bruder Ei. 

Kritiker sind mit dieser Alternative nicht zufrieden, denn die Aufzucht von Bruderhähnen verbraucht im Vergleich zu Masthähnchen deutlich mehr Futter und erzeugt mehr Mist, wodurch die CO2-Bilanz steigt. Der Transport der Bruderhähne ins günstigere Ausland zur Mast bedeutet für die Tiere Stress, zumal sie unterwegs meist weder Wasser noch Nahrung erhalten. Tierschützer fordern daher ein Umdenken in der Zucht und Ernährung, weg von der industriellen Ausnutzung von Tieren durch Hochleistungszucht. Die Rückkehr zum Einsatzes des so genannten Zweinutzungshuhns, was sowohl zur Eier- als auch zur Fleischerzeugung geeignet ist, ist zumindest ein Kompromiss und wird von der Biobranche für die Tierzucht fokussiert und auch vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Ein Schritt hin zu einem europaweiten Verbot des Kükentötens wurde mit Frankreich, als zweitem Land welches diese Regelung eingeführt hat, gemacht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geflügelindustrie weiterentwickelt. 

 

Quellen