Wer findet sie nicht süß? Den Dackel mit seinen tippelnden, krummen Beinen. Den Mops mit seinen großen Augen und faltiger Gesichtshaut. Das Kaninchen mit seinen großen „Schlappohren“. Oder die Katze mit ihren abgeklappten Öhrchen. Dass diese uns sympathischen und angezüchteten Merkmale schmerzhafte, bewegungseinschränkende und tödliche Folgen für die betroffenen Tiere haben können, ist vielen Menschen nicht bewusst.

Entscheidet man sich für den Kauf einer dieser Defektzuchten, unterstützt man damit nicht nur die Vermehrung und Verbreitung dieser armen Tiere, sondern trägt selbst die Konsequenzen mit erheblichen Tierarztkosten und großem Zeitaufwand. Das schreckliche Leid der Tiere ist dabei nicht vorstellbar. Oft werden sie aufgrund dieser Konsequenzen in Tierheimen abgegeben und sind nicht nur ihren Schmerzen sowie körperlichen Beeinträchtigungen ausgeliefert, sondern müssen noch die dadurch hinzukommende Einsamkeit ertragen.

Die Züchtungen, die dabei auf Extravaganz und Extremformen ausgelegt sind, machen dabei bei keiner Tierart halt. Nicht nur die typischen Tierarten wie Hunde oder Katzen, sondern Fische, Kaninchen, Vögel bis hin zu Reptilien sind von den qualvollen Defektzuchten nicht ausgenommen.

Die angezüchteten Defekte sind jedoch nicht leicht wieder entfernbar. Vor allem Hunde werden von Generation zu Generation immer kränker.

Bei den Nutztieren hingegen geht es vor allem darum, dass alles immer größer, immer mehr und immer profitabler wird. Sodass Kühe viermal so viel Milch pro Jahr produzieren, als natürlich für sie wäre und durch ihre viel zu großen Euter mit starken Bewegungseinschränkungen konfrontiert werden. Hühner müssen, um unseren Eierbedarf zu decken, nun schon ca. 300 Eier im Jahr legen (1900 waren es noch ca.80). Dafür benötigen sie Kalzium, dass ihren eigenen Knochen am Ende fehlt. Knochenbrüche und Schmerzen sind die Folge. Auch Merinoschafen wachsen heutzutage nun schon 18 Kilogramm Wolle pro Jahr statt damals vor 200 Jahren noch ursprünglich 1,5 kg. Damit können sie ihre eigene Temperatur nicht mehr regulieren und werden tödlichen Hitzschlägen ausgesetzt.

Fakt ist: Alle betroffenen Tiere von Qualzuchten müssen für ihr Aussehen oder ihre Leistung einiges an Lebensalter und vor allem Lebensqualität einbüßen.

Was bedeutet der Begriff Qualzucht?

Um unseren Idealvorstellungen und Wünschen an unsere späteren Haustiere gerecht zu werden, wird die natürliche Fortpflanzung so manipuliert, dass Merkmale einer Rasse durch gezielte Züchtung herausgestellt werden. Das kann zum Beispiel die Fellfarbe oder die Bein- und Gesichtsform sein. Wenn die Tiere unter den dadurch resultierenden gesundheitlichen Konsequenzen leiden, spricht man von Qualzucht.

Laut des Qualzuchtparagraphen § 11b des Deutschen Tierschutzgesetzes (TierSchG)  ist in Deutschland diese Art von Züchtungen verboten. Leider wird in diesem Paragraphen der Begriff „Qualzucht“ nicht ausreichend konkretisiert, weshalb die Gerichte am Ende doch ihre eigenen Definitionen anwenden können.

Die häufigsten Qualzuchtrassen im Überblick

  • Hunde: Mops, Französische- und englische Bulldoggen, Chihuahua, deutscher Schäferhund,  Dackel, Hunde mit Merle-Faktor, Tea Cup Hunde
  • Katzen: Sphinx/Nacktkatzen, Rexkatze, Perserkatze
  • Kaninchen: Angorakaninchen, Widderkaninchen
  • Vögel: Kropftaube
  • Kriechtiere: Bartagamen

Was kannst du tun?

Wir raten allen Menschen, die mit der Überlegung spielen, sich ein Tier von einem Züchter zuzulegen, stark davon ab. Mit einem Kauf beim Züchter unterstützt man das System der Qualzuchten. Diese sind mit erheblichem Leid für die Tiere und auch für die Besitzer verbunden. Abgesehen von den Kosten und dem erhöhten Zeitaufwand, möchte niemand seinem tierischem Begleiter beim Leiden zusehen.
Informiert euch bitte erst mal in einem Tierheim, ob ihr dort nicht ein geeignetes Haustier für euch finden könnt. Entscheidend sollte dabei nicht das Aussehen sondern vor allem der Charakter des Tieres sein. Gemeinsam können wir damit das erhebliche Leid zukünftiger Zuchttiere verhindern!

Solltest du schon Besitzer*in eines solchen Tieres sein, folgt den Empfehlungen des*r Tierärzt*in sehr genau, um dem Tier so viel Leid wie möglich zu bewahren.

Im Folgenden werden 5 Qualzuchtmerkmale von Haustieren näher erklärt:

  1. Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie)
    Schöne und große nebeneinander stehende Augen, eine hohe Stirn und ein flaches Gesicht. Davon sind Hunderassen wie der Mops, die französische und englische Bulldogge sowie der Pekinese und der Boxer besonders betroffen. Auch Perserkatzen und Löwenkopfkaninchen werden nun schon solche Merkmale angezüchtet.
    Betroffen ist durch diese Züchtung vor allem die Nase. Aufgrund zu kleiner Nasenlöcher, einer schiefen Nasenscheidewand, deformierter Nasenmuscheln und eines verlängerten Gaumensegels sind die lebenswichtigen Funktionen wie die Sauerstoffzufuhr und die Temperaturregulierung des Körpers stark verringert. Um genug Luft zu bekommen, muss die gesamte Atemmuskulatur gegen einen Widerstand anatmen, der vier mal so groß ist, wie gewöhnlich. Bei zusätzlicher Belastung durch z.B. lange Spaziergänge oder heiße Sommertage kann dies zu Sauerstoffmangel, Bewusstlosigkeit, Atemnot oder sogar zum Erstickungstod führen. Das Röcheln des Hundes ist deshalb leider nicht so süß, wie alle denken, sondern ein Überlebenskampf, vor dem wir Menschen die Augen verschließen.
    Da Hunde ihre Körperwärme nicht durch Schwitzen sondern nur durch das Hecheln abgeben können, ist eine verkürzte Nase sehr unvorteilhaft.
    Durch die zu kurze Nase kommt es auch zum Schnarchen. Die Hälfte aller Kurzkopfhunde hat Atemprobleme beim Schlafen, jeder vierte versucht deshalb sogar im Sitzen zu schlafen. Bei jedem zehnten kommt es zu mehreren Erstickungsanfällen pro Nacht. Die stark erschwerte Nasenatmung kann zu Infektionen und Entzündungen von Schleimhäuten und Lunge sowie zur Erweiterung der Speiseröhre führen, die den Rückfluss von Magensäure begünstigt. Jeder zweite extrem gezüchtete Hund erbricht mehrmals am Tag. Schluckprobleme sind die Folge.
    Weitere Konsequenzen der kurzen Nase können Zahnfehlstellungen, ein mangelhafter Schluss der Lefzen, ein entzündetes Zahnfleisch, chronische Entzündungen, bakterielle Infektionen, übler Geruch sowie ein mangelhafter Lidschluss, eine Austrocknung des Auges, ein Entropium und das Reiben der Hornhaut sein. Hornhautgeschwüre und abgequetschte Tränennasenkanäle führen zu vermehrtem „Weinen“ der Hunde. Was für die Besitzer*innen süß erscheint, ist für die Hunde einfach nur schmerzhaft. Fälle, in denen die stark hervorstehenden Augen von Möpsen herausfallen, sind leider auch eine mögliche Folge.

 

  1. Kurzschwänzigkeit/Schwanzlosigkeit ( Brachyrie, Anurie)
    Woran erkannt man, dass sich ein Hund freut? An seinem Schwanzwedeln natürlich. Schwänze sind für Tiere unverzichtbar. Sie nutzen sie vorrangig zur Kommunikation mit anderen Artgenossen oder anderen Tierarten sowie zur Ausbalancierung von Bewegungsabläufen wie Sprüngen etc.. Wenn also die Schwänze verkürzt sind oder ganz und gar fehlen, können verschiedene Aktivitäten und Bewegungen nur noch gestört ablaufen.
    Die Brachyrie oder auch Anurie haben auch verschiedene Missbildungen der Wirbelsäule zur Folge, die auch den Aufbau des Rückenmarks wie auch des Beckens beeinträchtigen können. Die Konsequenzen können von offenen Rücken und Nervenausfällen über Inkontinenz und Lähmungen bis hin zum Fehlen einer Afteröffnung führen. Das Abschneiden des Schwanzes von Tieren ist in Deutschland nicht erlaubt, anders scheint man mit angezüchteten kurzen oder nicht vorhandenen Schwänzen zu verfahren.

 

  1. Hüftgelenksdyplasie
    Um besonders viel Kraft, Sprungbereitschaft und Bedrohlichkeit zu signalisieren, wurde vor allem großen Hunden, wie z.B. Rassen wie dem Golden Retriever, Berner Sennenhund und Doggen, eine abfallende Rückenlinie angezüchtet. Dies ist vor allem mit Schmerzen, Bewegungsstörungen und dem folgenden Muskelabbau für die Tiere verbunden. Bei großen Hunderassen sind deshalb Schmerz- und Physiotherapie, chirurgische Eingriffe und neue Hüftgelenke keine Seltenheit. Auch sind diese Tiere für Knochenkrebs anfälliger, der in die Lunge streuen und den schnellen Tod des Hundes zur Folge haben kann.
    Betroffen sind vor allem große Hunde, jedoch auch der Mops und verschiedene Katzenrassen gehören schon zur Zielgruppe. Je leichter die Tiere, desto weniger schlimm ist jedoch der klinische Verlauf.

 

  1. Kurzbeinigkeit/ Kleinwüchsigkeit
    Je putziger die Tiere heutzutage am Ende aussehen, desto besser. Krumme und kurze Beine und eine kleine Silhouette sind heutzutage gewünscht. Diese führen jedoch vermehrt zu Bandscheibenvorfällen und Querschnittslähmungen, die kurz- wie auch langfristig auftreten können. Auch Inkontinenz kann eine Folge sein. Die Tiere werden demzufolge großen Schmerzen ausgesetzt.
    Nicht nur bei Hunderassen wie Dackeln ist dies der Fall, sogar schon Katzenrassen wie die Munshkin- Katzen besitzen kurze Beine. Durch die Bewegungs- und Lebenseinschränkung neigen diese Tiere schon nach kurzer Zeit zu Übergewicht, die das Risiko für Artrose und Artritis erhöhen. Die Lebenserwartung ist auch durch Lungenprobleme, neurologische Symptome wie auch Organ- und Hormonstörungen stark verkürzt.

 

  1. Haarlosigkeit
    Abgesehen davon, dass Tiere ohne Fell vermehrt frieren, fördert die Züchtung dieser Tiere auch eine Immunschwäche und Fehlstellungen des Gebisses der Tiere. Aufgrund des mangelhaften Schutzes bekommen sie schneller einen Sonnenbrand. Hautprobleme und Allergien sowie Seheinschränkungen bis Blindheit sind möglich.
    Die mit der Züchtung verbundene Beschädigung oder sogar das komplette Fehlen der Tasthaare der Tiere schränkt besonders Katzen stark in ihrer Kontaktaufnahmefähigkeit, Orientierung und das Abtasten von Gegenständen ein.
    Vergleichbar ist dies mit dem Wegfallen eines kompletten Sinnesorganes für den Menschen.
    Kreuzt man diese Tiere, ist ihr Nachwuchs oft nicht lebensfähig.

 

Quellen