In der Europäischen Union konsumiert jeder Mensch im Durchschnitt etwa 15 kg an Kleidung und Haushaltstextilien pro Jahr. Das hat eine Analyse der Europäischen Umweltagentur (EEA) 2022 ergeben. Ein Großteil dieser Textilien wird aus tierischen Bestandteilen hergestellt. Dafür beutet die Bekleidungsindustrie jährlich Milliarden von Tieren aus und tötet sie qualvoll.
Textilien aus nicht-veganen Stoffen wie Pelz, Leder, Wolle oder Daunen gehen fast immer mit unfassbarem Tierleid einher. Für Mäntel, Bommelmützen, Taschen, Armbänder, Gürtel, Schuhe, Pullover und Co werden oft die Haare, Federn und die Haut von Zucht- und Wildtieren verarbeitet. Viele der Rinder, Schafe, Füchse, Kaninchen und Gänse leiden unter systematischen Missständen wie Qualzucht, artwidrigen grausamen Haltungsbedingungen, permanenten Schmerzen und gewaltsamer Tötung. Selbst die Verarbeitung bei lebendigem Leib ist ein fester Bestandteil der Textilindustrie.
Doch wie können wir erkennen, aus welchem Material Kleidungsstücke, Kissen, Handtücher und Bettwaren wirklich bestehen? In der Europäischen Union gibt es seit 2011 mit der Textilkennzeichnungsverordnung der EU Kennzeichnungsvorschriften für Textilerzeugnisse, die an Endverbraucher*innen verkauft werden. Sie müssen mit einem Etikett versehen werden, das die Zusammensetzung aller verwendeten Textilfasern angibt. Allerdings weisen diese Bestimmungen Lücken auf, die es der Textilindustrie ermöglichen, unklar oder versteckt zu deklarieren.
So müssen z. B. nur Erzeugnisse mit einem Gewichtsanteil an Textilfasern, also versponnenen natürlichen oder chemischen Rohstoffen, von mindestens 80 % gekennzeichnet werden. Demnach fallen Kleidungsstücke, die zu einem geringeren Anteil aus Textilfasern bestehen – wie Lederjacken oder Pelzmäntel – gar nicht unter die EU-Textilkennzeichnungsverordnung und müssen daher nicht gekennzeichnet werden. Ebenso sind nichttextile Teile tierischen Ursprungs in Textilerzeugnissen, wie Fell, Federn, Knöpfe aus Horn oder Perlmutt sowie Lederpatches, lediglich unter Verwendung des Hinweises „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ anzugeben. Diese äußerst vage Formulierung lässt Verbraucher völlig im Unklaren darüber, was neben Textilfasern enthalten ist.
Auch die konkrete Beschreibung der Textilfasern auf den Etiketten lässt viel Spielraum. In der Textilkennzeichnungsverordnung wird lediglich eine Auswahl an Tierarten, wie Alpaka, Lama, Kamel, Yak, Biber oder Fischotter sowie die allgemeine Bezeichnung „Wolle“ oder „Seide“ aufgeführt. Alle anderen Tiere, selbst nach dem EU-Recht verbotene, verstecken sich unter der allgemeinen Bezeichnung „Tierhaar“.
Ein Großteil der in der EU verkauften Textilien wird in asiatischen Ländern hergestellt. Dort gibt es entweder kein Tierschutzgesetz oder es wird unzureichend kontrolliert und bestraft. Daher sind diese Gesetzeslücken vor allen Dingen für Lieferanten aus China, einem der größten Textilproduzenten und Pelzlieferanten weltweit, interessant. Unter den dortigen Tierhaltungs- und Herstellungsbedingungen ist bspw. die Produktion von Echtpelz oft günstiger als hochwertiges Kunstfell. Wenn Verbraucher*innen in Deutschland Kunstfell an ihrer Mütze, Kapuze, ihrem Mantelkragen, Pantoffelbesatz oder ihren Ohrschützern wähnen, handelt es sich tatsächlich oft um Katzen- oder Hundefell, obwohl der Handel damit seit 2009 in Europa verboten ist.
Insgesamt sterben weltweit jährlich über 105 Millionen Tiere für die Textilindustrie. Die daraus verwendeten tierischen Rohstoffe werden auf dem Markt meist unter den Namen gehandelt, die ihrer regionalen Herkunft entsprechen oder unter Tarnnamen, um ihre wahre Herkunft zu verschleiern. So ist es für uns als Verbraucher*innen oft nicht transparent, aus welchen Materialien Textilien gefertigt wurden. Die Lücken in den gesetzlichen Bestimmungen, Ausnutzung von Armut, Gewinnorientierung und nicht zuletzt die Nachfrage der Konsument*innen machen dies möglich. In vielen Ländern liegen zudem die ethisch-moralischen Grenzen durch ein mangelndes Tierrechtsbewusstsein, eine geringe Priorisierung von Nachhaltigkeit sowie fehlenden Sanktionen immer noch extrem niedrig. Der einzige Weg, dieses menschgemachte Leid zu beenden, ist eine bewusste Entscheidung gegen tierische Produkte in Textilien und für Alternativen aus pflanzlichen oder synthetischen Materialien.
Tier | Bezeichnung in Textilien |
Ratte (Bambusratte, Bisamratte) | Bisam, Chinesische Ratte, Delta Rat, Hudson Seal, Koreanischer Bisam, Musk Rat, Rice cake seal, River Mink, Savotki-Bisam, Yellow rat, Zabul, Zapok |
Biber (Sumpfbiber, Nutria) | Beaver Royal, Coypu, Nutra, Nutria, Nutria Seal, Otternutria |
Eichhörnchen | Blacktail, Feh, Ljaguschka, Sobalski oder Sobalsky, Telentkaoder Teleutka |
Fuchs (Rotfuchs, Eisfuchs, Steppenfuchs, Sandfuchs, Polarfuchs, Blaufuchs) | Arctic fox, Birkfuchs, Blaufuchs, Bluefrost-Fuchs, Brandfuchs, Golden Island Fuchs, Grisfuchs, Kitfuchs, Kohlfuchs, Korsak, Kreuzfuchs, Platinfuchs, Red fox, Weissfuchs |
Fuchskusu/ Possum | Opossum, Possum, Tasmanisches Opossum |
Hamster | Zobelkanin |
Hase (Schneehase) | Foxaline |
Hund | Asian Jackal, Asian Wolf, Bio-Wolf, China-Wolf, Corsac Fox, Dogskin, Dogue de Chine, GAE-Wolf, Gaewolf, Goupee, Gubi, Korea Wolf, Kou pi, Lamb skin, Loup d’Asie, Mountain goatskin, Paria-Hund, Pommernwolf, Präriewolf, Sakhon Nakhon lamb skin, Sakon Makhon lamb, Sian Jackal, Sobaki oder Sobaski, Special skin, Wildhund, Wolf of Asia, Wolf von Asien |
Känguru | Wallaby |
Kaninchen | Angorakanin, Baby Beaver, Chinchillette, Erminette, Kanin, Nutriette, Sealkanin, Wildkanin, Zobelkanin, Zuchtkanin |
Katze | China-Katze, Chinchillakatze, Cyper(n)katze, Feuerkatze, Genette, Genotte, Goyangi, Housecat, Katzenfell, Lipi, Lyrenkatze, Lyrienkatze, Marmorkatze, Maopee, Mountain Cat, Moupi, Müller-Katze, Räder-Katze, Schecken-Katze, Serval, Siamkatze, Tigerkatze, Wild Cat, Zypernkatze |
Katzenfrett | American Ringtail, Bassarisk, Racoon fox, Ringtailcat, Steinzobel |
Koalabär | Wombat |
Luchs | Bobcat, Luchskatze |
Marder (Baummarder, Zobel, Iltis, Wiesel) | Amerikanischer Zobel, Asiatischer Waschbär, Assiatic raccoon, Chinesischer Waschbär, Fichtenmarder, Iltis, Laska, Murmasky, Seefuchs, Sobol, Tanuki, Wiesel, Zobel |
Marderhund (Hundeartige) | Asiatic raccoon, Asiatischer Waschbär, Chinesischer Waschbär, Enok, Finn-Racoon, Japanischer Waschbär, Murmansky, Raccon dog, Raccoon, Russian raccoon, Russischer Waschbär, Seefuchs, Tanuki, Waschbär |
Maulwurf | Silberbisam |
Murmeltier | Marmot |
Nerz (Amerikanischer, Europäischer) | Kojah, Mink, Polecat, Sable, SAMI, Wildnerz |
Rentier | Pijiki |
Schaf/ Lamm | Afghan Karakul, Babylamm, Bagdad-Lamm, Bessaraber, Breitschwanz, Buhkara Karakul, Bukhara Breitschwanz, Chekiang, Corderitos, Curlylamm, Galjak, Indisch Lamm, Iran-Lamm, Krimmer, Persianer, Schiras, Swakara |
Robben (Seebär, Pelzrobbe , Mähnenrobbe, Ringelrobbe, Seehund) | Alaska-Matara, Blueback, Cap-Seal, Lakoda, Lakunene, Lobos-Seal, Seal, Ringseal, Rock-Seal |
Seeotter | Kalan, Kamtschatkabiber |
Stinktier (Skunk) | Civetkatze |
Streifenhörnchen | Barunduk, Burunduk, Chipmunk |
Waschbär | Marmotta, Raccon, Schupp |
Ziege (Angoraziege, Kaschmirziege, Kaschgoraziege) | Cabra, Kid, Zickel |