Gibt es menschliche Verhaltensweisen bei Tieren und wenn ja, warum?

Tierisches Verhalten wird schon seit dem Altertum beobachtet und auch in der heutigen Zeit in der Tierpsychologie mithilfe von Experimenten erforscht und Schlussfolgerungen gezogen. 

Studien belegen, dass Menschen und Tiere, die sich den selben Lebensraum teilen, ähnliche Verhaltensweisen aufweisen. Die Auswertung diversester Daten zu Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung und sozialem Umgang zeigten erstaunliche Übereinstimmungen. Die genauen Gründe hierfür liegen wohl in der Umwelt aber geben Wissenschaftlern noch Rätsel auf. 

Verhaltensbiologie

In der Verhaltensbiologie wird unterschieden in angeborenes und erlerntes Verhalten. Beides wird zu einem gewissen Grad durch die Gene weitervererbt, beispielsweise das Wissen einer Spinne wie sie Netze webt. 

Zum angeborenen Verhalten gehören die Reflexe und Instinkte wie der Saugreflex von Neugeborenen oder der Jagdinstinkt bei Hunden. 

Zum erlernten oder erworbenen Verhalten zählt beispielsweise das Laufen, welches durch Nachahmung und Wiederholung gefestigt wird. Auch durch Belohnung und Bestrafung erfolgt Lernen. Positive Bestärkung wird vor allem eingesetzt, um eine gewünschte Verhaltensweise herbeizuführen, wie die Belohnung von Kunststückchen mit Leckerlies bei Hunden. Ein Sozialverbund wie ein Rudel ermöglicht das Lernen von Sozialverhalten z. B. Konfliktlösung wird im Spiel von Jungtieren miteinander geübt. 

Konditionierung ist die Verknüpfung von Reiz mit Reaktion und auch eine Form des Lernens. Auf ein bestimmtes Signal erfolgt eine unwillkürliche körperliche Reaktion, bestes Beispiel hierfür ist der Pawlowsche Hund. 

Durch Erfahrung erwerben sowohl Menschen als auch Tiere Verhalten, was ihnen eine Anpassung an neue Situationen ermöglicht und die Überlebenschance erhöht, beispielsweise merken sich Fische an welcher Ecke des Aquariums das Futter eingestreut wird. 

Eine Sonderform stellt die Prägung dar, welche z. B. Gänseküken aufweisen. Nach dem Schlüpfen halten diese nach ihrer Mutter Ausschau und sind auf das Lebewesen oder den Gegenstand unwiderruflich geprägt, der beim Schlüpfen anwesend ist bzw. den ersten Kontaktruf ausstößt. 

Anthropomorphismus

Anthropomorphismus ist griechisch und bedeutet das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften in die Gestalt oder das Verhalten von Tieren sowie Objekten. Dies kommt oft in Kindersendungen wie Benjamin Blümchen oder Biene Maja sowie in Fabeln mit naiven Lämmern, gierigen Elstern und hinterhältigen Füchsen vor. Vor allem Hunde und Katzen werden mehr als Familienmitglied gesehen als früher, haben eigene Instagram-Accounts und Kleidung. 

Diese Vermenschlichung hat den Vorteil mehr Empathie für Tiere hervorzurufen, zu Recht, denn unbestreitbar ist mittlerweile, dass Tiere Charaktere, Gedanken und Gefühle haben. Einige Säugetierarten haben Erinnerungsvermögen und Emotionen, welche vergleichbar mit den humanen sind, beispielsweise erkennen sich Affen, Elefanten und Delfine im Spiegel. Wissenschaftlich belegt ist außerdem, dass höherentwickelte Säugetiere ebenso ein Bewusstsein und Intelligenz z. B. in der Nutzung von Werkzeugen oder der Zuordnung von Begriffen zu Dingen, besitzen wie wir. 

Negative Auswirkungen von Anthropomorphismus kann es jedoch auch geben, wenn Haustiere mit Menschen gleichgestellt werden, Süßigkeiten bekommen oder für ein niedlicheres Aussehen überzüchtet werden. Die Falschdeutung tierischer Mimik analog zur menschlichen ist problematisch, beispielsweise kann das Lächeln eines Hundes (Zurückziehen des Lippenspaltes) auf Stress deuten und das Lachen eines Schimpansen eigentlich eine Drohgebärde sein. 

Welche Ursache menschliches Verhalten bei Tieren haben kann, lässt sich also nicht abschließend beantworten. Vielleicht sind es Umweltbedingungen, vielleicht durch Belohnung erlerntes oder konditioniertes Handeln, vielleicht ist es einfach nur unsere Interpretation als menschliche Verhaltensweise.

 

Quellen