Leder
Viele Verbraucher glauben, dass Leder ein Nebenprodukt der Fleischindustrie ist und dafür keine weiteren Tiere sterben und leiden müssen. Ist das wirklich so? Wie ergeht es den Tieren? Gibt es Alternativen zu Leder?
Jährlich sind es mehr als 1,4 Milliarden Tiere, die allein für die Lederherstellung sterben. Zwar werden teilweise alte Milchkühe zur Ledergewinnung genutzt. Ein Großteil des Leders in Deutschland stammt jedoch von Tieren, die zumeist in asiatischen Niedriglohnländern gehalten werden. Dort gelten deutlich geringere Tier-, Umwelt- und Arbeitsschutzstandards als in Deutschland. Wichtig zu wissen, ist, dass das Label „Made in Germany“ nichts darüber aussagt, woher die Tiere stammen, sondern lediglich den Ort der Verarbeitung angibt.
Nicht nur Kühe werden zur Ledergewinnung gehalten, sondern auch Büffel, Pferde, Schafe, Lämmer, Ziegen, Schweine und exotische Tiere wie Alligatoren und Krokodile, Eidechsen, Schlangen, aber auch Strauße, Zebras, Wildschweine und viele mehr. Genutzt werden die Tierhäute vor allem für Schuhe, aber auch für Möbel, Bekleidung oder die Innenausstattung von Autos.
Die Tiere leider dafür auf unterschiedliche Art und Weise. Die Haltung in überfüllten Ställen ist nicht tiergerecht. Zudem ist das Aufbringen der Brandzeichen sowie das Stutzen der Schwänze für die Tiere sehr schmerzhaft. Die Kastrierung der Tiere geschieht oft ohne Betäubung. Unter qualvollen Bedingungen werden die Tiere zur Schlachtung transportiert. Die Schlachtung selbst erfolgt oft ohne ordnungsgemäße Betäubung. Schlangen und Eidechsen werden lebendig gehäutet, Pythons werden mit einem Schlauch, der durch das Maul eingeführt wird, mit Wasser aufgepumpt.
Doch die Lederherstellung sorgt nicht nur für Tierleid, sondern auch die Natur wird dabei zerstört. So werden verschiedene Chemikalien wie Chrom, Formaldehyd oder Schwefelsäure häufig ungeklärt in die Natur entsorgt. In vielen Lederprodukten befinden sich Rückstände des giftigen Chrom IV, welches so über die Haut aufgenommen werden kann.
Vielleicht stellt sich nun die Frage, ob „Bio-Leder“ eine gute Alternative sein könnte. Die Suche danach stellt sich jedoch als schwierig heraus, da es kein geschützter Begriff ist und somit die Bezeichnung als „Bio-Leder“ keine einheitlichen Standards garantiert. Das einzige Label mit einheitlichen Standards stellt „Naturleder“, welches vom Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft e.V. zertifiziert wurde, dar. Nach diesem Standard zertifiziertes Leder darf nur als Nebenprodukt der Fleischgewinnung gewonnen sein. Außerdem müssen strenge Sozialstandards und einheitliche Umweltstandards (die gründliche Reinigung des Abwassers, die Gerbung mit Chrom ist nicht erlaubt und die verwendeten Farbstoffe müssen schwermetallfrei sein).
Wer aus Tierschutzgründen ganz auf Tierleder verzichten möchte, für den gibt es zahlreiche Alternativen. Am bekanntesten ist wohl das sogenannte „Kunst-Leder“, bei deren Herstellung auf der Erdölchemie basierende Kunstharze, Lösemittel und Weichmacher verwendet werden, die aus ökologischer Sicht jedoch bedenklich sind. In den letzten Jahren kommen aber auch zunehmend andere vegane Lederalternativen aus pflanzenbasierten Materialien und ohne Kunststoffe auf den Markt. Einige davon möchten wir hier kurz vorstellen:
Ananasleder wird aus Ananaspalmenblättern hergestellt, ist reißfest, atmungsaktiv und weich.
Apfelleder wird aus den Überresten aus der Apfelsaftproduktion gewonnen. Diese werden verarbeitet und auf einen textilen Träger aufgebracht. Es wird z.B für Handtaschen verwendet.
Kaktusleder ist besonders atmungsaktiv und widerstandsfähig. Portmonees, Gürtel und Kleidung werden daraus hergestellt.
Kork ist ein nachwachsender Rohstoff, der aus der Korkweide gewonnen wird. Es ist ein robustes, leichtes und besonders nachhaltiges Material, dass sich für Gürtel, Geldbeutel und Taschen eignet.
Pilzleder besteht aus dem Wurzelgeflecht von Pilzen. Ein Vorteil von Pilzleder ist, dass der Rohstoff schnell nachwächst. Zudem ist das Material besonders atmungsaktiv, flexibel und feuchtigkeitsregulierend und eignet sich daher z.B. für Schuhe.
Papierleder besteht aus einem Mix aus Papier und Kunststoff. Es ist sehr stabil und extrem reißfest. Geeignet ist es vor allem zum Basteln, Nähen und für Accessoires.
Blattleder aus Teakblättern. Es ist wasserabweisend, robust und langlebig.
Quellen
- https://www.peta.de/themen/leder/
- https://vegpool.de/magazin/ist-leder-ein-abfallprodukt.html
- https://utopia.de/ratgeber/einkaufsratgeber-leder-echt-bio-pflanzlich-gegerbt/
- https://utopia.de/ratgeber/veganes-leder-muss-nicht-aus-kunststoff-sein/
- https://www.peta.de/veganleben/veganes-leder/
Wolle
Wolle gilt als nachwachsender, natürlicher Rohstoff. Sie weist viele positive Eigenschaften auf. Je nach Außentemperatur besitzt sie kühlende oder wärmende Eigenschaften und wirkt so wie eine Klimaanlage für den Körper. Sie ist besonders atmungsaktiv und nimmt Feuchtigkeit gut auf. Außerdem ist sie besonders elastisch, dehnbar und antibakteriell. Durch das vorhandene Wollwachs ist sie wasser- und schmutzabweisend. Daher werden daraus sehr gern (Outdoor-)Kleidung, Bettwaren, Teppiche und Decken hergestellt. Auch zur Hausdämmung wird sie eingesetzt. Aber nur selten stammt die Wolle von glücklichen Schafen.
Ein Großteil der Schafwolle stammt aus Neuseeland und Australien, wo die Schafe in riesigen Herden gehalten werden, was eine tiergerechte Haltung fast unmöglich macht. Schon bei Lämmern, die nur wenige Tage alt sind, dürfen die Schwänze ohne Schmerzausschaltung kupiert werden. Männliche Schafe dürfen ohne Betäubung kastriert werden. Da Schafe Fluchttiere sind, bedeutet der enge Kontakt zu Menschen, wie er beim Scheren notwendig ist, extremen Stress und viele von ihnen fallen dabei in eine Art „Schockstarre“. Da die Produzenten nach Wollmenge bezahlt werden, wird beim Scheren meist sehr ruppig mit den Schafen umgegangen, was zu Schmerzen und Schnittwunden führen kann. Bei der Schur im Frühjahr kann der plötzliche Wollverlust zum Erfrierungstod führen. Beim „Sheep Dipping“ werden Schafe mit einer Maschine von Kopf bis Fuß in Desinfektionsmittel getaucht. Bei nachlassender Wollproduktion werden die Schafe häufig einfach geschlachtet. Hierzu werden jährlich etwa 4 Mio. Schafe aus Australien auf überfüllten Containerschiffen ohne ausreichend Nahrungs- und Wasserversorgung in den Nahen Osten und nach Nordafrika verschifft.
Besonders kritisch betrachtet werden muss die sehr beliebte Merinowolle. 80 % der Wolle stammt von Merinoschafen. Diese liefern durch angezüchtete Hautfalten besonders viel Wolle. Allerdings setzen sich in diesen Hautfalten Feuchtigkeit sowie am Hinterteil Kot und Urin ab. Zwischen den weichen, wärmenden Hautfalten lassen sich sehr gern Goldfliegen nieder und legen ihre Eier dort ab. Das kann zu tiefen Wunden und Infektionen bis hin zum Tod führen. Um den Fliegenbefall zu verhindern, werden den Schafen die Hautfalten ohne Betäubung abgeschnitten. Die Wunden bleiben häufig unversorgt und auch dort lassen sich die Goldfliegen gern nieder. In Deutschland ist die qualvolle Methode des „Mulesing“, wie das Abschneiden der Hautfalten genannt wird, verboten. Nicht jedoch bei dem weltweit größten Wollexporteur Australien.
Wie können wir als Verbraucher handeln, um das Tierleid durch Wollproduktion zu verringern?
Zum einen können wir natürlich komplett auf Wolle verzichten und auf Alternativen wie (Bio-)Baumwolle, Leinen, Hanf oder Bambus zurückgreifen. Wer jedoch nicht komplett darauf verzichten möchte, für den bieten folgende Zertifzierungen eine gute Orientierung:
- kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT) : Die Tiere werden gemäß den Richtlinien für ökologischen Landbau gehalten: Die Tiere haben große Weideflächen und können sich natürlich fortpflanzen. Es werden keine Masthilfen eingesetzt. Der Pestizideinsatz ist ebenfalls reguliert. Allerdings sind laut Peta Methoden wie Sheep Dipping in der ökologischen Tierhaltung möglich.
- Die„Naturtextil“ IVN Best-Zertifizierung gilt laut utopia als besonders streng und „stellt Anforderungen an die Nachhaltigkeit aller Schritte der Kleidungsproduktion, vom Stall bis zum Verkauf im Ladengeschäft. Kontrolliert biologische Tierhaltung ist eines der Kriterien.“
- Die Kriterien des GOTS-Siegels sind weniger streng. Nur 70 % der verwendeten Fasern muss aus kbT stammen.
- Der Responsible Wool Standard (RWS) bescheinigt ebenfalls tierleidfreie Wolle.
Es beinhaltet klare Richtlinien zu Futter, Hygiene und Sauberkeit und garantiert eine nachhaltige Bewirtschaftung der Weideflächen und faire Arbeitsbedingungen für alle Mitarbeiter*Innen. Mulesing ist grundsätzlich verboten.
Achtung! Die Begriffe „Bio“, „Öko“ und „Natur“ sind bei Kleidung nicht geschützt und bieten daher keinen einheitlichen Standard!
Quellen
- https://utopia.de/ratgeber/nachhaltige-wolle/
- https://www.tierschutzbund.de/aktion/mitmachen/verbrauchertipps/merinowolle/
- https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/schafwolle
Pelz
84 % der deutschen Bevölkerung lehnt Echtpelz ab. Dabei denken viele an einen Pelzmantel. Doch nicht nur dort finden wir Pelz, denn oft „versteckt“ er sich auch an Accessoires, wo man ihn weniger wahrnimmt, z.B. als Pelzumrandung an Kapuzen und Schuhen. Denn mitunter ist es für Hersteller günstiger, Echtpelz anstelle von Kunsthaar zu verwenden und für den Verbraucher lässt es sich auf den ersten Blick nicht unterscheiden. Eigentlich muss Echtpelz als solcher deklariert werden, allerdings kontrolliert das niemand.
Die Mehrheit der Tiere auf Pelzfarmen wie Nerze, Füchse oder Marder sind nicht domestizierte Wildtiere, was eine artgerechte Haltung unmöglich macht. Die Tiere können ihre natürlichen Verhaltensweisen wie z.B. Schwimmen nicht ausleben. Die Durchschnittsgröße einer Käfigbatterie für Pelztiere beträgt 1 m² während das natürlicher Territorium z.B. eines Fuchses 10 km² groß ist. Die Käfighaltung bedeutet für diese Tiere den puren Stress, was zu Selbstverstümmelungen und infektiösen Wunden führen kann. Jedes Jahr werden weltweit 100 Millionen Tiere auf Pelzfarmen durch qualvolle Methoden wie Vergasen oder Elektroschocks getötet.
In immer mehr Ländern sind Pelztierfarmen verboten, z.B. in Großbritannien und Österreich. Norwegen als der größte Produzent von Fuchspelz möchte ab 2023 ein Verbot durchsetzen. In Deutschland ist derzeit noch kein Verbot in Planung, allerdings gibt es seit 2017 so strenge gesetzliche Richtlinien, sodass es keine Pelztierfarmen mehr gibt.
Teilweise stammt der Pelz auch von Wildtieren, welche mit Fangeisen getötet werden. Dort kämpfen die Tiere häufig einen langen Kampf. In dem sie versuchen, sich zu befreien, führen sie sich tiefe Fleischwunden und Knochenbrüche zu. Sie leiden an Hunger, Durst und Erschöpfung bis sie dem Kampf erliegen. Die Pelzindustrie argumentiert häufig, dass die Jagd der Bestandsregulierung dient. Doch normalerweise regelt die Natur diese selbst und jeder Eingriff stört das natürliche Gleichgewicht. Internationale Artenschutzbestimmungen für bedrohte Tierarten wie Tiger, Geparden, Leoparden werdden häufig umgangen.
Wer sicher gehen möchte, pelzfreie Mode zu kaufen, kann sich bei der Fur Free Alliance (https://furfreeretailer.com/) informieren, welche Kleidungsnarken nur pelzfreie Mode anbieten.
Quellen
- https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/artenschutz/pelz/
- https://www.vier-pfoten.de/kampagnen-themen/themen/mode-und-tierschutz/pelz-industrie/die-wahrheit-ueber-pelz
- https://welttierschutz.org/pelz-nein-danke/
Daunen
Daunen finden wir in Jacken, Schlafsäcken und Bettdecken. Teilweise fallen die Daunen als Nebenprodukt bei der Schlachtung an. So müssen zwar keine Tiere eigens für die Daunenproduktion sterben, doch die Haltungsbedingungen sind oftmals sehr tierquälerisch. Beispielsweise wird in einigen europäischen Ländern wie Belgien, Bulgarien, Frankreich, Ungarn und Spanien immer noch die Stopfmast eingesetzt, bei der den Gänsen und Enten ein Metallrohr in die Speiseröhre eingeführt wird, durch das ein Futterbrei unter Druck in den Magen gepresst wird. Dies führt zu inneren Verletzungen, die bis zum Tod den Tieres führen können. Zwar ist die Stopfmast in Deutschland verboten, jedoch ist für den Verbraucher nicht nachvollziehbar, woher das Daunen kommt. Somit kann es von Tieren aus Stopfmast stammen.
Ein weiterer Teil der Daunen wird aus Lebendrupf gewonnen. Ein großer Teil des in Deutschland verwendeten Daunen stammt von Tieren aus China, wo Lebendrupf erlaubt. Welche Qual das lebendige Rupfen darstellt, kann sich wohl jeder vorstellen.
Welche tierfreundliche Alternativen gibt es?
Wer auf echten Daunen nicht verzichten möchte, kann auf Produkte zurückgreifen, die mit dem Responsible Down Standard ausgezeichnet sind.
Bei mit dem RDS Zertifikat gekennzeichneten Produkten werden alle an der Lieferkette Beteiligten auf folgende Anforderungen geprüft:
- Tierhaltung z.B.:
– Farm muss den nationalen Tierhaltungsbedingungen entsprechen
– das Verbot der Zwangsfütterung
– das Verbot des Lebendrupf
– Verbot einer Parallelproduktion (Bio- + konventioneller Produktion)
– Futter- und Wasserversorgung (zur Nahrungsaufnahme und Gefiederpflege)
– Geflügelanzahl je Flächeneinheit und Auslauf
– Gesundheit – Plan der tierärztlichen Gesundheitsüberwachung (VHP-Plan) und Hygiene
– Umgang, Haltung und Pflege – geschultes Personal
– Verfolgbarkeit + Identifikation des Geflügels - Schlachtung
– Schlachthaus muss den nationalen Tierhaltungsbedingungen entsprechen
– Umgangsregeln beim Ausladen, Betäubung, Schlachtung
– Schulung/Ausbildung des Personals - Transport z.B.:
– Fahrzeuge müssen den nationalen Tierhaltungsbedingungen entsprechen
– Dauer des Transportes
– Platzbedarf für das einzelne Tier
– Belüftung des Fahrzeuges
– Schutz gegen Wetterbedingungen (Wind, Regen, Schnee, Temperaturschwankungen)
Allerdings zieht die Zertifizierung die Elterntiere nicht mit in Betracht. Diesen weiteren Schritt geht der Global Traceable Down Standard.
Eine weitere Alternative sind Eiderdaunen. Diese werden aus den verlassenen Nestern der Jungtiere der Eiderente gesammelt. Allerdings sind diese sehr teuer.
Wer ganz auf Daunen verzichten möchte, kann auf Kunstfasern/Polyester zurückgreifen. Allerdings werden diese aus Erdöl gewonnen, was umweltrelevante Nachteile mit sich bringt. Eine umweltfreundlichere Alternative stellen hier Kunstfasern aus recycelten Materialien dar. Für Bettwaren eignen sich zudem Kapok, Baumwolle und Hanf als Füllmaterialien.
Quellen:
- Hessnatur
- https://www.hessnatur.com/magazin/textillexikon/responsible-down-standart/
- https://utopia.de/ratgeber/daunen-zertifizierungen/#RDS
- https://utopia.de/ratgeber/daunen/
- https://www.tierschutzbund.de/aktion/mitmachen/verbrauchertipps/federn-und-daunen/
- https://www.textilestandards.com/standards/105-global-traceable-down