Der Wunsch nach einem Haustier ist bei vielen Menschen groß. Glücklicherweise schauen dabei immer mehr Leute in Tierheimen oder beim Tierschutz nach der passenden Begleitung für ihr Leben. Nicht selten trifft man in diesen Einrichtungen auf Tiere, die bereits ein fortgeschrittenes Alter erreicht haben. Dies schreckt jedoch leider die meisten Menschen davon ab, eines dieser Tiere zu sich zu holen. Um dir die Angst vor der Anschaffung eines Seniorentieres zu nehmen, haben wir eine Checkliste zusammengestellt. Diese soll dir aufzeigen, was es bei älteren Haustieren zu beachten gilt und welche tollen Seiten ein solches Tier gleichzeitig mit sich bringen kann.

Übrigens: Hunde gelten bereits ab einem Alter von 7/8 Jahren als Senioren. Katzen hingegen gehören erst ab 11/12 Jahren zu dieser Gruppe. 

Tierarztkosten, Macken und Trauer – Das gilt es zu beachten! 

Denkt man über die Herausforderungen bei der Anschaffung eines Seniorentieres nach, kommt wahrscheinlich den meisten Menschen zunächst die erhöhte Wahrscheinlichkeit für bereits vorhandene Vorerkrankungen bzw. die potentielle Möglichkeit von baldigen gesundheitlichen Problemen in den Sinn. Damit einher gehen oft häufige Tierarztbesuche, welche mit einem finanziellen Mehraufwand verbunden sind. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass bei Tieren, wie bei uns Menschen, die Wahrscheinlichkeit und Anfälligkeit für Krankheiten im Alter ansteigt. Daneben ist es ebenfalls denkbar, dass das Seniorentier bereits seit jüngeren Jahren bestimmte rassespezifische oder chronische Krankheiten aufweist. Dies sollte jedoch immer bei der zuständigen Pflegestelle erfragt bzw. angegeben werden. Hier bekommst du Tipps, wie du mit den eventuell bereits vorliegenden Krankheiten umgehst und welche Behandlungen sowie Kosten auf dich zukommen werden. 

Ein weiterer Punkt, welcher vor allem bei älteren Tieren eine zentralere Rolle spielt, ist die Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des Lebens. Nimmst du ein bereits betagtes Tier zu dir, bleibt euch in der Regel weniger gemeinsame Zeit übrig als mit einem Jungtier. Der Verlust des geliebten Haustieres, welcher Schmerz und emotionale Belastung mit sich bringt, steht bei älteren Tieren naturgemäß schneller bevor. 

Damit einhergehend steht gleichsam fest, dass das Tier schon auf ein längeres Leben zurückblickt, in welchem es mitunter bereits viel (Positives und Negatives) erlebt hat. Dies bringt für die neuen Besitzer*innen oft die Angst mit sich, dass das Tier durch bestimmte Erlebnisse unerwünschte Verhaltensweisen etabliert hat. Hierzu lässt sich aus verhaltenstherapeutischer Sicht jedoch etwas Entwarnung geben. Bei Haustieren findet während der sensiblen Phase in jungen Jahren keine Prägung, d.h. dauerhafte Aufnahme von Reizen ins Verhaltensrepertoir, statt. Vielmehr handelt es sich bei Hunden und Katzen um eine Sozialisation, welche sie als Jungtiere durchleben. Diese ist im Gegensatz zur Prägung reversibel, weshalb Versäumnisse oder Veränderungen in aller Regel „aufgebessert“ werden können. Deshalb können rein theoretisch ein Leben lang Verhaltensweisen aufgelöst bzw. neu erlernt werden. Allerdings nehmen Zeit und Aufwand dafür mit steigendem Alter zu. Demnach ist es sehr gut möglich, dass du ein entspanntes und in sich ruhendes Tier an deine Seite bekommst. Genauso gut möglich ist es, dass deine neue Seniorenbegleitung bereits ein paar Macken aufweist, welche du entweder mit viel Training und Zeit umstrukturieren kannst, oder sie einfach als gegeben akzeptierst. 

Liebe, Entspannung und Kuschelzeit – Das schenkt dir dein Seniorentier!

Die bereits aufgeführten Punkte sollten vor der Anschaffung eines Seniorentieres gründlich durchdacht werden. Allerdings gibt es neben den ganzen Herausforderungen viele tolle Seiten, die ein älterer Wegbegleiter für dich bereithält. 

Holst du ein älteres Tier zu dir, ist es in den meisten Fällen anfänglich eher ängstlich und zurückhaltend. Älteren Tieren fällt es oft schwerer, sich in einer neuen Umgebung einzugewöhnen. Sind sie dann aber einmal aufgetaut, suchen sie oft die Nähe ihrer Bezugsperson, sind verschmust und anhänglich. Sie weisen meist ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit, Ruhe und Geborgenheit auf.

Wenn du den Nervenkitzel eines aufregenden Spiels oder stundenlanger Hiking-Touren suchst, solltest du dich eher an die Jungtiere halten. Die Seniorentiere kommen vielleicht nicht mehr mit aufgekratzter Aktivität daher, jedoch bestechen sie oft durch entspannte Spaziergänge, ruhige Kuscheleinheiten und innere Gelassenheit.

Das heißt aber nicht, dass nicht auch in einem Seniortier noch Energie und Lebensfreude steckt. Viele Tieromis und -opis können durchaus noch ihren Lieblingsaktivitäten ausgiebig nachgehen, bei größeren Wanderungen in gemächlichem Tempo mithalten, die ein oder andere Maus fangen. Der Unterschied zum Jungtier liegt dann oft in der Erholungsphase danach. Während es für das zweijährigen Jungtier bereits nach einem kurzen Mittagsschlaf gern mit voller Kraft gehen darf, braucht das zehnjährige Seniortier erstmal ein paar Tage Ruhe und Zeit zur Regenration. 

Wer also gern einem Seniorentier die letzten Jahre verschönern und ihm ein liebevolles Zuhause bieten möchte, darf sich vom Alter des Tieres nicht abschrecken lassen. Natürlich solltest du einige der genannten Aspekte bedenken und sorgfältig überlegen, ob ein älteres Tier zu dir passt. Insgesamt lässt sich jedoch sagen, dass die Omis und Opis unter den Tieren gleichwohl ihre Vorzüge haben. Sie haben durchaus noch die Kraft für gemeinsame Erlebnisse und schenken dir gleichzeitig Ruhe und Nähe.

Und sind wir doch mal ehrlich: Ein bisschen mehr Entspannung und ein paar (letzte) schöne Jahre haben noch niemandem geschadet.

 


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