Bei der Führung der Hörnchenhausen Dresden e.V. im Schlosspark Pillnitz durften wir nicht nur viel lernen, sondern auch aktiv teilnehmen:  Ein Eichhörnchen wurde von uns auf den Namen Helga getauft:

Eichhörnchen Helga

Hörnchenhausen Dresden e.V.

Der Hörnchenhausen Dresden e.V. wird von 20 Mitgliedern, u. a. Frau Gräfe, getragen, welche seit rund 10 Jahren Eichhörnchen aufzieht und in diesem Zeitraum fast 800 Tiere aufgenommen hat. Im Schlosspark Pillnitz betreibt Hörnchenhausen seit etwa 3 Jahren regelmäßige Fütterungen und Führungen; in der Saison 2025 fanden dort 18 Führungen statt und insgesamt war der Verein auf 37 Veranstaltungen vertreten. Die Station organisiert Futterstellen, sammelt Nussspenden aus der Region für die Pfleglinge und Futterstellen vom Verein, lagert Vorräte und arbeitet eng mit Gärtner*innen, Naturschutzbehörde, Tierarztpraxen, anderen Wildtierstationen sowie Feuerwehr und Polizei zusammen.

Hörnchenhausen nutzt Führungen und Veranstaltungen zur Aufklärung über richtiges Füttern, Müllvermeidung, Vermeidung von Verhedderungsfallen, Habitat-Schutz und zur Klarstellung, dass unterschiedliche Fellfarben natürliche Variationen sind.

Biologie & Verhalten

  • Größe: 15-25 cm
  • Gewicht: 150-400g

Eichhörnchen sind überwiegend Einzelgänger*innen; nur zeitweise leben sie zusammen (z. B. Paarungszeit, bei extremer Kälte im Winter oder bis Jungtiere geschlechtsreif sind). Pro Jahr gibt es in der Regel 2 Würfe. Die Wurfgröße kann stark variieren (1-8 Tiere), im Durchschnitt sind es etwa 3-5. Die Überlebensrate ist niedrig: nur ungefähr 20 % der Jungtiere werden ein Jahr alt; die Lebenserwartung liegt bei etwa 7-10 Jahren.

Entwicklungs- und Altersindikatoren:

  • Untere Schneidezähne erscheinen nach etwa 7 Tagen, obere Schneidezähne etwa bei 5 Wochen.
  • Die Augen öffnen sich ungefähr mit 4,5 Wochen.
  • An der Schwanzbreite lässt sich grob das Alter abschätzen: kleiner Finger ≈ 4 Wochen, Mittelfinger ≈ 5 Wochen, Daumen ≈ 6 Wochen.
  • Jungtiere benötigen in einer sehr kurzen Aufzuchtphase alle ~2 Stunden Fütterung, Tag und Nacht.

Für die finale Auswilderung werden Jungtiere in Auswilderungsvolieren gehalten: ab etwa 8 Wochen kommen sie in eine Voliere, die endgültige Freilassung erfolgt meist mit rund 12-14 Wochen über eine Luke. Eichhörnchen sind ausgezeichnete Kletterer und können kopfüber klettern, weil ihr Sprunggelenk sich um ungefähr 180° drehen lässt. Zudem haben sie einen feinen Geruchssinn (riechen bis ca. 30 cm) und spielen eine wichtige ökologische Rolle: Für die kalte Jahreszeit legen sie bereits im Herbst Vorräte an, indem sie Samen, Nüsse im Boden verstecken, da Eichhörnchen Winterruhe halten und keinen Winterschlaf. Beim Vergraben von Nüssen werden viele Orte vergessen und daraus wachsen neue Bäume – daher werden sie als „Gärtner*innen des Waldes“ bezeichnet.

Fellfarbe – Vielfalt und Vorurteile

Eichhörnchen Plakat Fellfarbe

Bei uns lebt ausschließlich das Europäische Eichhörnchen – alle sichtbaren Farbvarianten gehören zur selben Art. Die Fellfarben variieren stark (hellrot bis tief schwarz, auch dreifarbig möglich). Die Farbverteilung steht mit Region und Höhenlage in Zusammenhang: in kälteren, bergigeren Regionen überwiegen dunkle bis schwarze Individuen (dichteres, wärmeres Fell, bessere Tarnung im Nadelwald), in tieferen, wärmeren Lagen treten hellrote oder rotbraune Tiere häufiger auf. Innerhalb eines Wurfs können rote, braune und schwarze Junge gleichzeitig vorkommen. Typisch ist außerdem der saisonale Fellwechsel (Sommer: kürzer, rötlicher; Winter: dichter, dunkler mit stärkerer Unterwolle).

Ein häufiges Missverständnis: schwarze Eichhörnchen seien invasive, „fremde Arten“. Das stimmt nicht — schwarze Tiere in Deutschland sind einheimische Europäische Eichhörnchen und nicht vergleichbar mit dem amerikanischen Grauhörnchen (das bisher in Deutschland nicht etabliert ist).

Ernährung & Fütterung

Empfohlene Nahrungsmittel:

  • Walnüsse, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne (in Kombination ausreichend)
  • Esskastanien (werden eingeweicht und eingefroren, um sie haltbar zu machen)
  • Fichtensamen, Kiefern-/Zirbelkiefersamen, Bucheckern, Lärchensamen, Hagebutten, Eberesche (getrocknet), Mehlwürmer als Proteinquelle, Kürbiskerne, Steinpilze/Waldpilze

Artgerechtes Futter Eichhörnchen

Ungeeignet / gefährlich:

  • Gummibärchen, Kekse, süße Backwaren. allgemein Obst (z. B. Weintrauben, Äpfel → zu viel Zucker).
  • Mais (stärkehaltig → wandelt sich zu Zucker), Erdnüsse (Hülsenfrucht → kann Durchfall verursachen).
  • Fertigmischungen mit hohem Mais-/Erdnussanteil, Getreide/Haferflocken — sie können zu Darmerkrankungen führen.

Viele Menschen geben leider falsches Futter (insbesondere Touristinnen: Gummibärchen, Kekse), was Krankheiten fördert.

Es gibt nur eine uns bekannte, geeignete Fertigmischung. Eichhörnchen artgerechter Futtermix
Andere Futtermischungen sind sonst mit ungeeigneten, gesundheitsschädlichen Zutaten angereichert, welche die Tiere teils gar nicht erst essen.

Wie kannst du Eichhörnchen am besten füttern?

  • In einem Futterhäuschen am Baum
  • Futterstellen müssen regelmäßig sauber gemacht werden, um Krankheiten vorzubeugen
  • Noch wichtiger: Wasser geben, gerade im Sommer

Gesundheit & typische Probleme

Häufig genannte Erreger und Befunde bei Stations­tieren sind Kokzidien, Clostridium perfringens, Campylobacter, E. coli und Klebsiella. Typische Krankheitsbilder umfassen Durchfall, Lungenentzündungen, Sepsis sowie Verletzungen durch Räuber (z. B. Krähen, Katzen) und Verkehr. Besonders dramatisch sind Schwanznekrosen nach Krähenverletzung oder schwere Verletzungen durch Verkehrsunfälle. Tote Jungtiere wurden in der Pathologie untersucht; Befunde reichten von Katzenbiss bis zu schweren inneren Infektionen und Mischinfektionen.

Gründe, warum ein Tier nicht weiter versorgt oder euthanasiert wird: schwere, nicht heilbare Verletzungen (z. B. weitgehende Zerstörung von Gelenken/Zähnen), chronische Fälle oder deutliches Leid/Stress durch wiederholtes Handling. Die Station entscheidet im Sinne des Tierwohls.

Bedrohungen & konkrete Gefahren im Alltag

  • Verkehr: viele Eichhörnchen werden jährlich von Autos überfahren.
  • Heimische & invasive Fressfeinde: Krähe, Greifvogel, Marder, (Wild-)Katze, Hund, Fuchs, Waschbär
  • Falsche Fütterung: unpassendes Futter führt zu Darmerkrankungen und erhöhter Mortalität.
  • Müll & Verhedderungen: Bänder, Strick, Blumenschleifen, zu lockere Katzenschutznetze führen regelmäßig zu Verhedderungen und Notfällen (Feuerwehreinsätze, Lebendfallen).

Rettung, Aufzucht & Auswilderung

Neugeborene erfordern extremen Pflegeaufwand: Fütterung etwa alle 2 Stunden, Tag und Nacht. Manche Babys wiegen nur einige Gramm. Neu eingehende Tiere werden zunächst in Quarantäne versorgt und dann vergesellschaftet (zusammengeführt). Vor der Freilassung werden die Tiere in Auswilderungsvolieren gehalten; die Freilassung erfolgt schrittweise über eine Luke, oft kehren Tiere abends zum Schlaf-/Futterplatz zurück. Bei Krankheit kommen einzelne Tiere gelegentlich auch Monate später zurück.

Die Aufzucht erfordert verlässliche Helfende, da einzelne Tiere Wochen bis Monate durchgehende Betreuung von einer festen Person brauchen.

Praktische Tipps

  • Bevorzugt Walnüsse, Haselnüsse, Sonnenblumenkerne füttern; keine Süßigkeiten, keine Erdnüsse, kein Mais.
  • Futterhäuser anbringen, regelmäßig befüllen und mind. 1x jährlich reinigen/desinfizieren.
  • Grabschleifen/Gummibänder auf Friedhöfen und in öffentlichen Parks abschneiden oder mitnehmen — sie führen zu Verhedderungen.
  • Wasserfässer: Deckel oder Ausstiegsleisten einbauen, damit Tiere nicht hineinfallen und ertrinken.

Wann braucht ein Eichhörnchen Hilfe?

Bitte keine Angst – Eichhörnchen sind keine bekannte Quelle für Tollwut.

  • Wenn es sich leicht einfangen lässt.
  • Sofort Hilfe: Wenn es am Boden liegt.
  • Wenn ein Eichhörnchen auf einen Menschen zuläuft, braucht es in der Regel Hilfe.
  • Die Eichhörnchen-Mutter nimmt unterkühlte und/oder verletzte Tiere nicht mehr an.

Der menschliche Geruch stört die Mutter nicht, sodass Jungtiere manchmal von erfahrenen Personen direkt zur Mutter zurückgeführt werden können.

Bitte hilf stets nur nach Rücksprache mit erfahrenen Personen von Auffangstationen, damit die Tiere fachgerecht versorgt werden und nicht durch falsche Pflege zu Schaden oder Tod gelangen.

Im Hörnchenhausen Dresden e.V. werden geretteten Eichhörnchen aufgepäppelt, gepflegt und an geeigneten Standorten wieder ausgewildert:
https://tierschutzdresden.de/hoernchenhausen-auffangstation-eichhoernchen-dresden

Wenn du ein hilfsbedürftiges oder verletztes Eichhörnchen gefunden hast, findest du hier Unterstützung:

Hörnchenhausen Dresden e.V.: 0151 57563677
Eichhörnchen Notruf bundesweit: 0700 20020012, service@eichhoernchen-notruf.com