Der Esel als Nutztier [1] [2]

Nach heutigem Kenntnisstand wurde der Hausesel (Equus asinus asinus) um 5000 v. Chr. in den östlichen Gebieten Afrikas domestiziert und verbreitete sich von da aus nach Europa und Asien. Der Mensch hat sich mit dem Hausesel ein Nutztier für alle Lebenslagen erschaffen. Denn er zeigt die gleichen Fähigkeiten wie seine Vorfahren, Afrikanische Wildesel, die an einen trockenen und gebirgigen Lebensraum angepasst sind. Besonders in bergigen Regionen machte ihn daher sein geringerer Wasser- und Nahrungsbedarf im Vergleich zum Pferd in der Menschheitsgeschichte zum praktischen Lasttier. Doch auch als Reit- oder Zugtier wird er bis heute eingesetzt und Fleisch, Milch, Haut sowie Fell können verwertet werden. In Deutschland werden Esel inzwischen hauptsächlich als Liebhaber- oder Therapietiere eingesetzt.

Artgerechte Haltung von Hauseseln [3] [4] [5] [6] [7] [8]

  • Esel sollten mindestens mit einem Artgenossen gehalten werden
  • pro Esel sollte ca. eine 0,5 h für Pflege und Fütterung eingeplant werden
  • der Stall braucht mindestens 2 Eingänge und muss eine Mindestfläche von der 2-fachen Widerristhöhe (erhöhter Übergang vom Hals zum Rücken) zum Quadrat pro Esel haben, Mindesthöhe 2 m, außerdem sollte er gut zu reinigen sein
  • auf der Freifläche muss ebenfalls eine winddichte Unterstellmöglichkeit mit trockenem, festem Untergrund zugänglich sein
  • Feuchtigkeit und Weidehaltung können zu der schmerzhaften Hufkrankheit Hufrehe führen, weshalb trockene, feste Untergründe besser geeignet sind und eine regelmäßig Hufkontrolle wichtig ist
  • das natürliche Wälzverhalten der Esel bringt ihnen Freude und ist wichtig für die Fellpflege, weshalb unbedingt ein Wälzplatz vorhanden sein soll
  • allgemein muss der ständig zugängliche Auslauf ausreichend groß sein, damit es nicht zu Verhaltensstörungen kommt, mindestens 500 m2 für zwei ausgewachsene Esel
  • um Parasiten zu minimieren, sollte die Weide regelmäßig entmistet werden
  • Esel sind gute Futterverwerter und sollten vorwiegend raufaserreiches Heu fressen (Futterbedarf ca. 5000 m2 Weidefläche pro Jahr und Esel) und anderes Futter sehr achtsam und in Maßen erhalten, um Koliken zu vermeiden
  • frisches Wasser sollte immer verfügbar sein
  • Esel sind schlaue Tiere und müssen beschäftigt werden, neben Training, Zuwendung und Spielzeug, sollte auch das Gehege interessant bzw. abwechslungsreich gestaltet werden

Wissenswertes über Esel [9] [10] [11] [12] [13]

  • Esel werden bis zu 50 Jahre alt
  • der Ruf des Esels ist auf freiem Gelände bis zu 5 km weit zu hören
  • Esel fressen sehr gern und regulieren sich dahingehend nicht selbst
  • frische, satte Weiden führen schnell zu Übergewicht, was wiederum zu Leberschäden und Hufkrankheiten führen kann
  • Hengste haben ein hohes Aggressionspotenzial und sollten nur von Profis gehalten werden
  • das Fell des Esels ist nicht wasserabweisend und auch Kälte oder Frost sind nicht so gut für das Tier
  • Esel sind keine Fluchttiere, sondern bleiben bei möglichen Gefahren zumeist stehen und analysieren die Situation, bevor sie eine Entscheidung treffen
  • Esel vermehren sich langsam, eine Stute sollte erst mit 4 Jahren ein Fohlen bekommen und die Tragzeit dauert mindestens 12 Monate
  • Kreuzungen (Hybride) mit Pferden sind nicht fortpflanzungsfähig und heißen Maulesel (Eselstute mit Pferdehengst) oder Maultier bzw. Muli (Eselhengst mit Pferdestute)[14]
  • Esel wurden lange Zeit hauptsächlich nach Leistung und kaum reinrassig gezüchtet, weshalb die Unterscheidung eher nach der Größe erfolgt: Großesel (ab Widerristhöhe von 131 cm), Normalesel und Kleinesel (Widerristhöhe bis 105 cm)
  • Esel haben ein gutes Hörvermögen, die langen Ohren können sich um beinahe 180° drehen, und zwar jedes individuell, außerdem kann an der Ausrichtung der Ohren die Stimmung des Tieres abgelesen werden

Sind Esel als Herdenschutztiere für beispielsweise Ziegen und Schafe geeignet? [15][16]

Esel als Herdenschutztiere sind umstritten. Zwar können Esel mit enormem Mut, Wehrfähigkeit oder auch Aggressivität auf Bedrohungen reagieren: Sei es mit Tritten, starken Bissen oder Schlägen mit den Vorderbeinen. Dennoch müssen die individuellen Eigenschaften bzw. muss der besondere Charakter eines einzelnen Tieres beachtet werden. Empfohlen werden Stuten ggf. mit Fohlen oder Wallache. Training und eine gute Eingewöhnung in die jeweilige Herde sind eine Grundvoraussetzung. Ebenso wie die Haltung mit mindestens einem Artgenossen. Sind die Eselgrundbedürfnisse bezüglich der geeigneten Nahrung, des Wetterschutzes sowie der regelmäßigen Hufpflege gedeckt und das Gelände eseltauglich, können die Tiere als erste Abschreckung für Hunde oder andere potenzielle Raubtiere wirken. Aufmerksam beobachten die Esel Ihr Territorium und sind bei guter Erziehung für Menschen weniger bedrohlich als beispielsweise Herdenschutzhunde. Sie verteidigen sich sowie ihr Gebiet und ihre lauten Rufe können die Besitzer*innen auf mögliche Gefahren aufmerksam machen. Bei akuter Gefahr müssen jedoch unbedingt weitere Schutzvorkehrungen für die Herde und Esel getroffen werden. Den Angriff eines ganzen Wolfs- oder verwilderten Hunderudels bzw. von größeren Raubtieren wie Bären werden die Grautiere tendenziell nicht standhalten und eher selbst zur Beute werden.

Das stille Leid der Esel – Zwei Beispiele [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25]

Leider werden die Tiere in einigen Ländern wie Griechenland oder Ägypten als Touristentaxis ausgebeutet. So müssen sie beispielsweise auf Santorini (Santorin) täglich unzählige Tourist*innen die steilen Wege hinauftragen. In der prallen Sonne wird dabei wenig auf die Bedürfnisse der Tiere wie ausreichend Wasser, Nahrung und medizinische Versorgung geachtet. Hinzu kommt, dass die Tiere auch viel zu schwer tragen müssen. Denn ein Esel sollte nur etwa ein Fünftel seines Körpergewichtes schleppen müssen. Als Beispiel darf ein Esel mit 110 cm Stockmaß, der etwa 200 kg wiegt, nur 40 kg tragen. Demzufolge werden die meisten Erwachsenen diese Grenze bei weitem überschreiten. Auf spontanes Eselreiten, also ohne die genaue Belastbarkeit des individuellen Tieres zu kennen, sollte daher verzichtet werden.

Esel ertragen Schmerzen und Krankheiten oft, ohne ihr Leid zu zeigen. Das stoische Verhalten soll sie vor Feinden stärker wirken lassen. Menschen, die diese Tiere schlecht behandeln, kommen daher oft ohne Konsequenzen davon.

In vielen ärmeren Gegenden der Welt sind die gutmütigen Hausesel für ihre Besitzer*innen treue und notwendige Hilfe. Sie bringen beispielsweise frisches Trinkwasser über lange Wege ins Dorf oder ziehen Lastenkarren. Allerdings ist das ohnehin schon schwere Leben der Esel bedroht. Aufgrund einer erhöhten Nachfrage nach dem angeblichen Wundermittel Ejiao aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden die Tiere gestohlen und gewildert. Diese dunkle Gelatine wird nämlich aus Eselhaut gewonnen. Beweise für die verschiedenen Wirkungen des Mittels gibt es nicht. Zwar beteiligten sich Länder wie Tansania und Kenia am Eselhauthandel mit China, dennoch ist für viele Menschen in diesen Ländern ein lebender Esel deutlich wertvoller. Werden die Tiere gestohlen, können sich die Leute allerdings keinen neuen Esel leisten, da der Anschaffungspreis inzwischen zu hoch ist. Seit Februar 2024 ist nun das Töten von Esel wegen ihrer Haut auf dem gesamten afrikanischen Kontinent verboten. Ob dadurch die Diebstähle abnehmen, bleibt abzuwarten. Es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.